Montag, 7. Mai 2012, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Audio-Aufzeichnung des Vortrags von Moshe Zuckermann
Das Verhältnis zwischen der alten Bundesrepublik und Israel war in der Nachkriegszeit primär durch die Shoah-Erinnerung kodiert. Im restaurativen Klima der Adenauer-Ära der 1950er Jahre manifestierte sich das vornehmlich in der Materialisierung der Sühne durch die Wiedergutmachungsabkommen von 1952. Die 1960er Jahre zeichneten sich durch eine zunehmende Hinterfragung der jüngsten deutschen Vergangenheit aus. Diese wurde durch die linken Intellektuellen zum Topos erhoben. Zugleich zeichnete sich aber auch die Gesinnung dieser Intelligenz durch eine kritische Einstellung zu Israels Politik nach 1967. Axel Springers mediale Praxis stand im Schnittpunkt dieser Koordinaten: Zum einen eine vorbehaltlose Solidarität mit Israel, zum anderen eine damit einhergehende Attacke ebendieser kritischen Intelligenz. Die politische Kultur der BRD wurde weitgehend von diesen Spannungsfeldern geprägt.
Prof. Dr. Moshe Zuckermann
ist Soziologe und Professor für Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv