18. April 2023 bis 11. Juli 2023
dienstags, 14:00–16:00 Uhr, IG 454
Am 19. April 1943 begann im Warschauer Ghetto ein bewaffneter Aufstand von etwa 800 jüdischen Widerstandskämpfern, die sich gegen die Liquidierung des Ghettos und die drohende Deportation der Insassen in die Vernichtungslager zur Wehr setzten. Der vier Wochen andauernde Kampf ist der bekannteste Akt jüdischen Widerstands im Holocaust. Entgegen der oft zu hörenden Auffassung, die jüdische Bevölkerung Europas sei wehrlos und weitgehend passiv der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik ausgeliefert gewesen, hat die Forschung inzwischen ein breites Spektrum widerständigen Verhaltens von Jüdinnen und Juden herausgearbeitet, das Gegenstand dieses Seminars sein soll. Dazu zählen der Kampf von Partisanen und Untergrundbewegungen gegen die deutschen Besatzer, bewaffnete Aufstandsversuche wie im Ghetto Białystok und in Vernichtungslagern wie in Treblinka und Sobibor. Aber auch ganz andere Formen jüdischer Gegenwehr und Selbstbehauptung sind zu betrachten: Untergrundorganisationen publizierten Zeitschriften und Flugblätter. Andere halfen Jüdinnen und Juden bei der Flucht aus Deutschland und Europa. Vielerorts begannen Jüdinnen und Juden noch im Angesicht der Verbrechen, diese in Tagebüchern, Archiven und Fotographien zu dokumentieren.
Unmittelbar im Anschluss an die Vorlesungszeit findet eine Exkursion zu verschiedenen Schauplätzen jüdischen Widerstands in Polen statt. Die Reise führt unter anderen nach Warschau, Białystok und Treblinka. Die Teilnehmenden des Seminars sind zur Exkursion eingeladen, die Teilnahme ist fakultativ, es wird ein geringer Unkostenbeitrag erhoben.
Die Anmeldung zum Seminar ist ab dem 1. März 2023 über OLAT möglich:
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/17326276613/CourseNode/93668888136022
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
11. April 2023 bis 11. Juli 2023
dienstags, 14:00–16:00 Uhr, IG 3.501
Die wissenschaftliche Forschung zu Geschlechterverhältnissen im Nationalsozialismus, wie sie seit vier Jahrzehnten stattfindet, hat wichtige Innovationen sowohl für die Frauen- und Geschlechterforschung als auch für die NS-Forschung erbracht. Ihre Dynamik stand dabei im Zusammenhang mit den politischen Konjunkturen der Frauenbewegung, die sich in den akademischen Debatten abbildeten. Ihre Zugänge sind interdisziplinär. Von Frauen als Opfer, Täterinnen oder Mitläuferinnen zum Begriff der Handlungsräume; von Weiblichkeits- und Männlichkeitsbildern im NS-Regime zur Verknüpfung von Antisemitismus, Rassismus und Geschlecht: In der Übung werden wir zentrale historische ebenso wie aktuelle Studien der geschlechterhistorischen NS-Forschung lesen. Ziel ist es, grundlegende historiographische Debatten und deren Einfluss auf die NS-Forschung insgesamt kennenzulernen. Dabei soll das wissenschaftliche Arbeiten mit Texten und der quellenkritische Umgang mit ausgewählten Archivmaterialien geübt werden.
Die Anmeldung ist ab dem 1. März 2023 über OLAT möglich:
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/17383456769
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
20. April 2023 bis 13. Juli 2023
donnerstags, 10:00–13:00 Uhr, SP 2.04
Das nationalsozialistische Deutschland hat den Antisemitismus zum Kern seiner Verfolgungs- und Mordpolitik gemacht. Ohne die zentrale Rolle und Verantwortung des NS-Regimes als Verursacher und wesentlicher Akteur für den Holocaust in Frage zu stellen, diskutiert das Proseminar die Verbreitung von antisemitischen Ideologien und Praxen in Europa. Die Frage nach den Motiven von Komplizinnen und Komplizen, Profiteurinnen und Profiteuren, vor allem in den in kollaborierenden Staaten, erweitert den Blick auf die europäische Dimension der Shoah. Insbesondere das Beispiel des Raubs an der jüdischen Bevölkerung zeigt, dass antisemitische Mythen über Deutschland hinaus anschlussfähig waren. Kollaborierende Länder konkurrierten mit dem NS-Regime um das Raubgut. In Staaten wie der Slowakei, Rumänien, Kroatien, Bulgarien, Vichy Frankreich oder Italien entstanden Institutionen des Raubs, die sich an der Idee der »Arisierung« orientierten. Dafür nutzten sie Begriffe, die auf den jeweiligen Nationalismen basierten wie »Slowakisierung« oder »Bulgarisierung« und etablierten Institutionen, die das jüdische Vermögen »verwalteten«, wie das »Centrul Naţional de Românizare«, den »Service du Contrôle des Administrateurs Provisoires«, oder das »Ente gestione e liquidazione immobiliare«.
Anhand des Proseminarthemas werden Methoden und Techniken geschichtswissenschaftlichen Arbeitens erlernt – von der Literatur- und Quellenrecherche über das Lesen von Texten bis hin zu den Zitierregeln.
An-Institut der Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
+49 (0)69 798 322-40
info(at)fritz-bauer-institut.de
Historisches Seminar
Goethe-Universität Frankfurt
Prof. Dr. Sybille Steinbacher
Lehrstuhlinhaberin
› Lehrstuhl am Historischen Seminar
› Erstsemesterinformation (pdf-Datei)