Eichmann, Arendt und das Theater in Jerusalem
Das Verfahren gegen Adolf Eichmann vor dem Landgericht in Jerusalem war das erste öffentlichkeitswirksame Ereignis, das den Holocaust thematisierte und zugleich medialisierte. Die Fernsehbilder von dem Angeklagten im Glaskasten, den Zeugen, den Richtern und dem Ankläger aus dem eigens umgebauten Theatersaal gingen um die Welt. Wie Susan Sontag bemerkte, hatten der Ort, an dem der Prozess stattfand, und die Aufnahmen von den Prozessbeteiligten, ja das Verfahren selbst einen theatralen Charakter. Diese Wahrnehmung teilte Sonntag nicht nur mit Hannah Arendt. Sie prägt auch den Film »Un Spécialiste« von Eyal Sivan (1999) und die Video-Installation »Criminal Case 40/61: Reverb« von Andrea Geyer (2009).
Der Vortrag (mit Filmausschnitten) wird diese Verschränkung von Theater und Gericht in der Eichmann-Rezeption skizzieren und der Frage nach ihrer Bedeutung nachgehen.
Dr. Mirjam Wenzel hat Literaturwissenschaft sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Politikwissenschaft studiert. Ihre Dissertation wurde 2009 unter dem Titel Gericht und Gedächtnis: Der deutschsprachige Holocaust-Diskurs der sechziger Jahre im Wallstein Verlag veröffentlicht. Sie konzipierte Medieninstallationen und kuratierte viele Ausstellungen. Heute ist sie Abteilungsleiterin am Jüdischen Museum Berlin.
Kontakt
Fritz Bauer Institut
Tel.: 069.798 322-40
<link mail ein fenster zum versenden der>info@fritz-bauer-institut.de