Veranstaltungen und Ausstellungen

Freitag, 11. Mai 2012, 11:00 Uhr

KZ-Häftling, Historiker, Gesellschaftskritiker
Hermann Langbein zum 100. Geburtstag

Tagung:

Albert Schweitzer Haus
Schwarzspanierstr. 13
1090 Wien

Veranstalter
Institut für Zeitgeschichte (Universität Wien), Gesellschaft für politische Aufklärung (Innsbruck und Wien) und Fritz Bauer Institut (Frankfurt am Main); in Kooperation mit der Österreichischen HochschülerInnenschaft (Universität Wien); mit finanzieller Unterstützung der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und der Kulturabteilung der Stadt Wien.

Konzeption und Organisation
Sybille Steinbacher, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien

Tagungsprogramm (11:00 bis 19:00 Uhr)

  • Barbara Distel (München): Widerstand und Erinnerung. Das Vermächtnis von Hermann Langbein
  • Hans Safrian (Wien): Hermann Langbein im Spanischen Bürgerkrieg
  • Brigitte Halbmayr (Wien): »Ich war ein gläubiger Kommunist.« Hermann Langbeins Verhältnis zur Kommunistischen Partei
  • Katharina Stengel (Frankfurt am Main): Hermann Langbein und die Auseinandersetzung mit Auschwitz in der frühen Nachkriegszeit
  • Sybille Steinbacher (Wien): »Menschen in Auschwitz« und die Auschwitz-Forschung
  • Erika Thurner (Innsbruck): Hermann Langbein im Bemühen um vergessene Opfergruppen
  • Anton Pelinka (Budapest): Brüche österreichischer Geschichte reflektiert in Hermann Langbeins Leben
  • Bertrand Perz (Wien): Hermann Langbein und die Entstehung der österreichischen Gedenkstätte Auschwitz
  • Jan Parcer (Oświęcim): Meine Begegnungen mit Hermann Langbein. Eine persönliche Erinnerung
  • Karin Liebhart (Wien): Hermann Langbein und das Zeitzeugen-Projekt in Österreich
  • Norbert Frei (Jena): Hermann Langbein und der Kampf gegen die „Auschwitz-Lüge“
  • Johannes Schwantner (Wien): Fortbildung für Schüler und Lehrer. Das Hermann Langbein-Symposium
  • Kurt Langbein (Wien): Hermann Langbein privat

Hermann Langbein setzte Maßstäbe: als Überlebender des NS-Terrors, als gesellschaftskritisch intervenierender Historiker und als Akteur in den hitzigen erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegsjahrzehnte in Österreich und Deutschland. Er überlebte Dachau, Auschwitz und Neuengamme und hatte in den Konzentrationslagern zur Kerngruppe des Widerstands gehört. Nach Kriegsende war der ehemalige Spanienkämpfer Funktionär der KPÖ. Als Generalsekretär des Internationalen Auschwitz-Komitees und später als Sekretär des Comité International des Camps, der Organisation der ehemaligen Häftlinge der nationalsozialistischen Lager, kämpfte er für die Rechte der Überlebenden. Zu einer Zeit, als kaum jemand sich für ihr Leid interessierte und viele Opfergruppen in Vergessenheit gerieten, schrieb Langbein Bücher über seine Erfahrungen in den Terrorstätten des Dritten Reiches. Mit Verve setzte er sich für die Entschädigung der Verfolgten, für die Strafverfolgung von NS-Verbrechern und für die gesellschaftliche sowie (rechts-)politische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ein. Dabei hatte er sich als Kommunist in der politisch brisanten Atmosphäre des Kalten Krieges stets gegen Angriffe zu wehren.
Dass der Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main 1963 zustande kam, ist wesentlich auf ihn zurückzuführen. Maßgeblich trug er auch dazu bei, dass das gesellschaftliche Bewusstsein für die Verbrechen des Dritten Reiches unter Deutschen wie Österreichern allmählich wuchs und vor allem junge Leute Sensibilität dafür entwickelten. Dafür spielten seine Bücher eine wichtige Rolle, die eine große Öffentlichkeit erreichten und bis heute Standardwerke sind.
Langbein, von der Gedenkstätte Yad Vashem 1967 als »Gerechter unter den Völkern« geehrt, war in den siebziger Jahren einer der Initiatoren, die Überlebende der NS-Zeit als Zeitzeugen in die österreichischen Schulen holten. Gegen die Auschwitz-Leugnung ging er leidenschaftlich vor, bis an sein Lebensende engagierte er sich für die kritische Aufklärung und die politische Bildung junger Leute; er starb mit 83 Jahren im Oktober 1995 in seiner Geburtsstadt Wien.
Hermann Langbein würde im Mai 100 Jahre alt werden. Ziel der Tagung, die zu seinen Ehren aus diesem Anlass veranstaltet wird, ist es, ein Porträt von Langbeins Wirken zu zeichnen, seine Lebensleistung zu würdigen und über die politischen und gesellschaftlichen Widerstände nachzudenken, gegen die er anzukämpfen hatte.

Anmeldung
Emanuel Althuber
Institut für Zeitgeschichte
Universität Wien, Spitalgasse 2-4, 1090 Wien
<link mail ein fenster zum versenden der>sekretariat.steinbacher.zeitgeschichte@univie.ac.at



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