Veranstaltungen und Ausstellungen

Dienstag, 5. Juli 2011, 18:15 Uhr

Kritische Perspektiven zur Entstehung und Wirkung eines Paradigmas

Prof. Dr. Ilka Quindeau im Gespräch mit Prof. Dr. José Brunner und PD Dr. David Becker: Holocaust und Trauma.

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend
Grüneburgplatz 1
Casino am IG Farben-Haus, Raum 1.811

Das diesjährige Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte setzt sich kritisch mit der Geschichte des Holocaust-Traumas auseinander. Elf Autoren aus sechs Ländern untersuchen die Karriere des Begriffs »Holocaust-Trauma« aus wissenschafts- und sozialgeschichtlicher Perspektive. Dabei zeigen sie, dass der Zusammenhang von Trauma und Holocaust vielfältiger und problematischer ist, als gemeinhin angenommen. So hatten in der Psychiatrie der Überlebenden früher kultur- und sozialsensible Perspektiven bedeutend mehr Gewicht als in den letzten Jahrzehnten, in denen das Holocaust-Trauma zu einer deterministisch vereinfachenden, oft formelhaft verallgemeinernden Kategorie des psychischen und transgenerationellen Opferseins mutierte.

Prof. Dr. José Brunner ist Professor an der juristischen Fakultät und dem Cohn Institut für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie der Universität Tel Aviv. Seit einigen Jahren ist er zudem auch Direktor des Minerva-Instituts für deutsche Geschichte. Er hat zahlreiche Publikationen zur Politik der Psychoanalyse und der Psychologie des Nazismus, zu den Praktiken der Wiedergutmachung für Holocaustüberlebende in Israel und Deutschland, zu den politischen Theorien der Gegenwart sowie zu den politischen Ursprüngen und Bedeutungen von Traumatheorien veröffentlicht. Zudem ist er Herausgeber des Tel Aviver Jahrbuchs für deutsche Geschichte.

PD Dr. David Becker ist Psychologe und Direktor des Büros für psychosoziale Prozesse (OPSI) an der Internationalen Akademie für Innovative Pädagogik und Ökonomie INA gGmbH  an der Freien Universität Berlin. Zudem unterrichtet er als Privatdozent an der Universität Hannover Sozialpsychologie. Im Jahre 2006 veröffentlichte er in der Edition Freitag eine umfassende Studie zum Begriff des Traumas unter dem Titel Die Erfindung des Traumas – Verflochtene Geschichten. Seit vielen Jahren arbeitet Dr. Becker mit Opfern politischer Verfolgung und berät psychosoziale Institutionen, zunächst in Lateinamerika und in den letzten Jahren vor allem im Gazastreifen, in Tadschikistan und in Kolumbien.

Prof. Dr. Ilka Quindeau
ist Psychologin, Soziologin und Psychoanalytikerin (DPV/IPA). Als Professorin für Klinische Psychologie unterrichtet sie im Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Aus ihrer Arbeit mit Holocaust-Überlebenden veröffentlichte sie schon 1995 eine Monographie unter dem Titel Trauma und Geschichte: Interpretationen autobiographischer Erzählungen von Überlebenden des Holocaust im Verlag Brandes und Apsel.

Kontakt

Fritz Bauer Institut
Tel.: 069.798 322-40
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