Veranstalter: Förderverein Fritz Bauer Institut e.V.
Öffentliche Veranstaltung im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Fördervereins.
Der Vortrag von Prof. Dr. Heinz Bude hat drei Akzente:
1. Er beschäftigt sich mit Verbitterung in der Mitte der Gesellschaft bei rund 10 Prozent der Bevölkerung. Man fühlt sich unter seinen Möglichkeiten, wird von Abstiegsängsten geplagt, obwohl man alles »richtig« macht. Man sieht sich von Mächten beherrscht, die man nicht kontrollieren kann und die nicht kontrolliert werden. Ein stabiles Verbitterungsmilieu entwickelt sich und verharrt in heimlichem Groll.
2. Am Rand der Dienstleistungsgesellschaft bildet sich ein neues Proletariat von etwa 25 Prozent der Bevölkerung. Es sind Nichtwähler, Politik schreiben sie ab. Sie vermissen Anerkennung, fühlen sich nicht ausreichend bezahlt. In der Bundesrepublik gibt es zurzeit keinen autoritären Rebellen, der das heimatlose Unbehagen beider Teile der Gesellschaft bündelt. Hass jedoch wird mehr und mehr gesellschaftsfähig.
3. Dagegen steht eine Stimmung der Solidarität: »Wir können die Arme öffnen, weil wir uns stark genug in uns selber fühlen«.
Der Blick auf diese Figuration ist ein Blick auf Spaltung und Zusammenhalt einer herausgeforderten Gesellschaft und Politik.
Prof. Dr. phil. Heinz Bude, geboren 1954 in Wuppertal, ist einer der führenden zeitgenössischen deutschen Soziologen. Der Zeit gilt er als einer der »Stichwortgeber« öffentlicher Debatten. Promoviert hat er 1986 mit einer Arbeit über die Flakhelfer-Generation, 1994 habilitiert er sich mit einer Studie zur Entwicklung in der 1968er Generation. Von 1992 bis 2014 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung, wo er den Bereich »Die Gesellschaft der Bundesrepublik« leitete. Seit 2000 ist er Professor für Makrosoziologie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist die Analyse von »Überflüssigen« und »Ausgeschlossen« in der von Ungleichheit, Statusunsicherheit und einem Unbehagen in der bürgerlichen Mitte bestimmten Gegenwartsgesellschaft. Seine Diagnosen zu Themen wie Armut und Exklusion, die Berliner Republik, die Rolle der Kirchen oder zum Bildungsstand finden ein großes Echo in der Öffentlichkeit und in den überregionalen deutschen Medien. Seine letzte Publikation Gesellschaft der Angst, setzt sich mit diesem Zustand und der Sozialpsychologie solcher Exklusion und Abstiegsängste auseinander.
Heinz Bude, Gesellschaft der Angst
Hamburg: Hamburger Edition, 2014, 168 S., € 16,–
ISBN 978-3-86854-284-4
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Dorothee Becker
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