Veranstaltungsreihe: »50. Jahrestag des Frankfurter Auschwitz-Prozesses«
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Vor bald genau 50 Jahren drang das Wort »Auschwitz« in deutsche Wohnzimmer. Gegen 22 ehemalige NS-Verbrecher wurde Anklage erhoben, in Frankfurt begann ein Mammutprozess. Ein Mann hatte diesen Prozess auf den Weg gebracht: Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen. Ein Sozialdemokrat jüdischer Herkunft, der 1936 gerade noch hatte fliehen können (zunächst nach Dänemark, dann nach Schweden), und der 1949 nach Deutschland zurückkehrte, um beim Aufbau eines demokratischen Justizwesen mitzuwirken. Bauer brachte die deutsche Nachkriegsgesellschaft zum Sprechen und trug maßgeblich dazu bei, dass Adolf Eichmann in Argentinien gefasst und vor ein israelisches Gericht gestellt werden konnte. Im restaurativen Klima der Adenauer Zeit wurde der Jurist damit zur Reizfigur, der seine Zunft erzürnte und von allen Seiten angefeindet wurde: »Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich feindliches Ausland«, so beschreibt er seine Lage.
»Eine der großen Gestalten, die dem unsäglichen Geist der NS-Zeit trotzten und widerstanden«, so Ralph Giordano über Fritz Bauer.
Vier Jahre nach der Fritz Bauer-Biographie von Irmtrud Wojak legt nun der Rechtswissenschaftler und SZ-Journalist Ronen Steinke eine neue biographische Annäherung an diese so lange unterschätzte Figur der Nachkriegsgeschichte vor. Mit zahlreichen neuen Recherchen vor allem zu Bauers bislang rätselhaft gebliebenen jungen Jahren, zu seiner jüdischen Identität und der juristischen Gedankenwelt, die ihn prägte, gelingt eine dichte, zugängliche neue Biographie. Der Autor hat am Fritz Bauer Institut geforscht. »Das leidenschaftliche Eintreten für eine im besten Sinne aufgeklärte Gesellschaft ist ein Leitmotiv dieser in vielem vorbildlichen Biographie«, schreibt Andreas Voßkuhle, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, in seinem Vorwort.
Ronen Steinke, Dr. jur., geboren 1983 in Erlangen, lebt derzeit in Münschen und arbeitet als Journalist in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Zuvor studierte er Jura und Kriminologie, arbeitete in Anwaltskanzleien, einem Jugendgefängnis und zuletzt beim UN-Jugoslawientribunal in Den Haag. 2012 erschien seine Dissertation The Politics of International Criminal Justice. German Perspectives from Nuremberg to The Hague bei Richard Hart, Oxford.
Ronen Steinke, Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht
Mit einem Vorwort von Andreas Voßkuhle.
München: Piper Verlag, 2013, 352 S., 13 Abb. € 22,90
ISBN: 978-3-492-05590-1
Kontakt
Dorothee Becker
Fritz Bauer Institut
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