Das Leben Hermann Langbeins (1912–1995) war ein Leben in Extremen: Aufgewachsen in Wien, trat er 1933 der Kommunistischen Partei bei, nahm nach dem »Anschluss« Österreichs am Spanischen Bürgerkrieg teil und wurde 1941 von Frankreich nach Deutschland ausgeliefert. Er überlebte – im Widerstand engagiert – die Konzentrationslager Dachau und Auschwitz.
1954 wurde er Generalsekretär des Internationalen Auschwitz Komitees, das gegen große Widerstände versuchte, in der bundesdeutschen und österreichischen Gesellschaft eine Wahrnehmung der Verbrechen von Auschwitz durchzusetzen. Er engagierte sich für die Strafverfolgung der Täter, die Entschädigung der Opfer, die Erforschung der Lagergeschichte. Mit zunehmender Distanz zur Kommunistischen Partei geriet er zwischen die Fronten des Kalten Kriegs. Hermann Langbein trug maßgeblich zum Zustandekommen des Frankfurter Auschwitz-Prozesses bei und bezeugte seine Erinnerungen in Büchern wie »Menschen in Auschwitz«. Anhand bisher unausgewerteter Quellen zeichnet Katharina Stengel das Leben dieses Auschwitz-Überlebenden als politischem Akteur der Nachkriegszeit nach.
Dr. Katharina Stengel
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Simon-Dubnow-Institut in Leipzig. Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, der Soziologie und politischen Wissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von 2008 bis 2012 Doktorandin an der Ruhr-Universität Bochum, gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung; Promotion zum Dr. phil. 2012, Thema der Dissertation: »Hermann Langbein und die Auschwitz-Überlebenden in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit«. Langjährige wissenschaftliche Mitarbeit am Fritz Bauer Institut in Forschungs- Editions- und Ausstellungsprojekten.
Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts, Band 21
Frankfurt am Main, New York: Campus Verlag, 2012
641 S., gebunden
EAN 9783593397887
Preis: 34.9 Euro