Das Buch wurde ausgezeichnet mit dem Rosl und Paul Arnsberg-Preis der Stiftung Polytechnische Gesellschaft des Jahres 2019.
War die Geschichte jüdischen Lebens in der Bundesrepublik in erster Linie ein langfristig erfolgreicher Prozess von Aussöhnung und Neubeginn nach dem Holocaust? Oder verharrten die wenigen jüdischen Überlebenden, die sich im »Land der Täter« ansiedelten, lediglich auf »gepackten Koffern« und traten öffentlich kaum in Erscheinung? Am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main und der Juden, die dort nach 1945 lebten, zeigt sich die Widersprüchlichkeit und Komplexität der jüdischen Nachkriegsgeschichte Westdeutschlands wie unter einem Brennglas.
In Frankfurt entstand unter dem Schutz der amerikanischen Besatzungsmacht rasch ein Netz jüdischer Institutionen und später eine intellektuelle Szene, deren Leuchtturm das aus dem Exil zurückgekehrte Institut für Sozialforschung war. Gleichwohl blieb das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden in Frankfurt besonders konfliktreich. Tobias Freimüller zeichnet in seiner Habilitationsschrift Neuanfänge und Brüche jüdischen Lebens als Geschichte von Migrations- und Fremdheitserfahrungen nach, aus denen sich in den 1980er Jahren schließlich ein neues jüdisches Selbstbewusstsein entwickelte.
geb. 1973, ist stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main.
Veröffentlichungen u.a.: Die Idee der Rasse. Objekte aus anthropologisch-zoologischen Sammlungen der Universität Jena (Hrsg., 2015); Kommunikationsräume des Europäischen – Jüdische Wissenskulturen jenseits des Nationalen (Mithrsg., 2014); Psychoanalyse und Protest. Alexander Mitscherlich und die »Achtundsechziger« (Hg., 2008); Alexander Mitscherlich. Gesellschaftsdiagnosen und Psychoanalyse nach Hitler (2007).
Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Band 1,
hrsg. von Sybille Steinbacher im Auftrag des Fritz Bauer Instituts zugleich: Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, Band 28, hrsg. von Norbert Frei, Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts
Göttingen: Wallstein Verlag, 2020,
568 Seiten, Hardcover gebunden, mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-8353-3678-0
Preis: 48 Euro