Das Institut

Mittwoch, 21. Juni 2017

Einführung in das Visual History Archive (VHA)

Workshopbericht

Im Rahmen eines vom Fritz Bauer Institut ausgerichteten zweistündigen Workshops gab Wolf Gruner am 14. Juni 2017 in der Goethe-Universität Frankfurt am Main eine Einführung in das Visual History Archive (VHA). Dieses ist eine Online-Plattform, die Zugang zu den Oral-History-Beständen der USC Shoah Foundation. The Institute for Visual History and Education bietet. Die von Steven Spielberg ins Leben gerufene USC Shoah Foundation erstellte zwischen 1994 und 2000 eine Sammlung von Interviews mit Überlebenden und Zeugen des Holocaust, aber auch anderen Verfolgten des NS-Regimes wie etwa Sinti und Roma, Homosexuellen, Zeuginnen und Zeugen Jehovas oder auch Überlebenden der Krankenmordaktionen, die die umfangreichste ihrer Art ist. Inzwischen ergänzen Interviewsammlungen zu anderen Genoziden wie etwa dem Völkermord an den Armeniern 1915–1923, dem Nanjing-Massaker 1937/38 und dem Völkermord in Ruanda 1994 den Bestand.
Das Archiv beinhaltet rund 54.000 lebensgeschichtliche Interviews mit einer durchschnittlichen Dauer von etwa zwei Stunden, die in 62 Ländern und 41 Sprachen aufgezeichnet worden sind. Die insgesamt circa 115.000 Stunden Filmmaterial von Holocaustüberlebenden sind minutengenau verschlagwortet worden: Die etwa 65.000 vergebenen Indexbegriffe, 1,8 Millionen erfassten Namen und detailliert verzeichneten Länder, Regionen und Orte ermöglichen eine zielgerichtete Suche in der Datenbank. Seit 2006 befindet sich das Archiv an der University of Southern California, Los Angeles (USA), die 2014 das USC Shoah Foundation Center for Advanced Genocide Research eingerichtet hat. Weltweit bieten etwa 50 ausgewählte Institutionen in Kooperation mit der USC Shoah Foundation einen Vollzugang zu dem Archiv an. Als zweite Einrichtung in Deutschland verfügt die Universitätsbibliothek der Goethe-Universität Frankfurt seit 2017 über einen solchen Vollzugang für Mitarbeiter und Studierende.
Wolf Gruner erläuterte den rund 30 Anwesenden – nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fritz Bauer Instituts, sondern auch der Goethe-Universität Frankfurt und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität Gießen – den Aufbau des Archivs und die Recherchemöglichkeiten hierin.

Dr. Wolf Gruner

ist seit 2008 Shapell-Guerin Chair in Jewish Studies and Professor of History an der University of Southern California, Los Angeles (USA) und seit 2014 Gründungsdirektor des USC Shoah Foundation Center for Advanced Genocide Research.

Visual History Archive

Einen eingeschränkten Zugang zu etwa 1.800 lebensgeschichtlichen Interviews erhält jeder Interessierte über folgenden Link:
http://vhaonline.usc.edu/login

Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts, bei der Vorstellung von Wolf Gruner

Sybille Steinbacher, Direktorin des Fritz Bauer Instituts, bei der Vorstellung von Wolf Gruner. (Foto: Markus Roth, Arbeitsstelle Holocaustliteratur)


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