Das Fritz Bauer Institut trauert um Brigitte Tilmann, ehemalige Vorsitzende des Fördervereins Fritz Bauer Institut e.V., die im Alter von 81 Jahren in Darmstadt gestorben ist. Wir sind dankbar für ihr engagiertes Wirken für unsere Arbeit und werden ihre stets freundliche und zugewandte Art sehr vermissen. Wir behalten Brigitte Tilmann in ehrender Erinnerung, unsere Gedanken sind bei ihrer Familie.
Brigitte Tilmann wurde 1998 vom hessischen Justizminister Rupert von Plottnitz als erste Frau zur Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt berufen. Nach ihrer Pensionierung 2006 war es wiederum von Plottnitz, der sie dazu bewog, für den Vorstand des Fördervereins Fritz Bauer Institut e.V. zu kandidieren, dessen Vorsitz er damals innehatte. Auf der Mitgliederversammlung am 2. Dezember 2006 wurde Tilmann zur Vorsitzenden des Fördervereins gewählt. In ihrer Amtszeit hat sie maßgeblich dazu beigetragen, das Institut aus einer schwierigen Phase zu führen. Auch erste Bemühungen, eine Professur für historische Holocaustforschung an der Frankfurter Goethe-Universität einzurichten, fallen in diese Zeit. Bei der Vorstandswahl im Februar 2013 verzichtete sie auf eigenen Wunsch auf die erneute Kandidatur für dieses Amt, übernahm aber bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Gremium im März 2017 den stellvertretenden Vorsitz, neben Jutta Ebeling, die ihr als Vorsitzende des Fördervereins nachfolgte. Bis zuletzt blieb Brigitte Tilmann dem Institut verbunden und ermutigte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit anerkennenden Worten für ihre Arbeit.
Ein wichtiges Anliegen war Brigitte Tilmann die Aufklärung und Dokumentation von sexuellem Kindesmissbrauch. Ab 2010 beschäftigte sie sich intensiv mit den skandalösen Missbrauchsfällen an der Odenwaldschule und der staatlichen Elly-Heuss-Knapp-Schule in Darmstadt. Über die Verfahren hinaus hielt sie engen Kontakt mit betroffenen ehemaligen Schülerinnen und Schülern. 2016 wurde sie Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Für ihr gesellschaftliches Engagement wurde ihr 2020 der Hessische Verdienstorden verliehen.