Die Erinnerung an den historisch bedeutenden hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903–1968), der maßgeblich zur juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen beitrug, erfährt eine wichtige Erweiterung: Die umfassende Online-Ausstellung zu seinem Leben und Wirken liegt nun auch in polnischer Sprache vor.
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Die polnischsprachige Zugänglichkeit ermöglicht es einem breiteren Kreis von Forschenden, Lehrenden und Interessierten, sich intensiv mit Bauers Vermächtnis, seiner mutigen Haltung und seinem unerschütterlichen Einsatz für Gerechtigkeit sowie dem bedeutenden Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main (1963–1965) auseinanderzusetzen. Verhandelt wurde im Prozess gegen 22 Angeklagte aus unterschiedlichen Bereichen und verschiedenen Hierarchien des Lagerkomplexes. Dem Generalstaatsanwalt, dem die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus besonders am Herzen lag, ging es von Beginn an nicht nur um die Bestrafung einzelner Täter. Er wollte mit dem Prozess auch ein breites Publikum über das arbeitsteilig organisierte System des Massenmords in Auschwitz aufklären. Hierüber sagten neben anderen Zeugen auch 211 Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau aus. Unter ihnen waren zahlreiche polnische Häftlinge wie Stanisław Kamiński, Mieczysław Kieta, Władysław Pagowski und Edward Pyś, die über die Verbrechen der Angeklagten berichten konnten und in der Ausstellung genannt werden.
Die Online-Ausstellung zeigt neben dem juristischen Wirken auch den Lebensweg von Fritz Bauer, der in einer deutsch-jüdischen Familie aufwuchs. 1933 wurde der aktive Sozialdemokrat als Amtsrichter entlassen und einige Monate inhaftiert. Von 1936 bis 1949 lebte er im skandinavischen Exil, bevor er zunächst in Braunschweig, ab 1956 in Frankfurt am Main als Generalstaatsanwalt tätig war.
Die Online-Ausstellung geht zurück auf eine Wanderausstellung, die in Kooperation des Fritz Bauer Instituts mit dem Jüdischen Museum Frankfurt entstand und von 2014 bis 2022 an verschiedenen deutschen und österreichischen Orten gezeigt wurde. Die Umwandlung der Wanderausstellung in eine Online-Ausstellung durch die Frankfurter Digitalagentur Meso wurde durch eine finanzielle Unterstützung des Fördervereins Fritz Bauer Institut e.V. ermöglicht.
Die Übersetzung der Ausstellungstexte sowie der Untertitel der zahlreichen Ton- und Videoaufnahmen in englischer und nun auch in polnischer Sprache konnte dank einer Förderung des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. – ASKI realisiert werden. Übersetzt wurde die Ausstellung von Ewa Czerwiakowski. Andrzej Bodek übernahm das polnischsprachige Lektorat. Neben der deutschen, englischen und polnischen Sprache ist die Ausstellung auch in deutscher Leichter Sprache zugänglich.