Seminar, 17. Oktober 2017 bis 6. Februar 2018, dienstags
12.00–14.00 Uhr, Historisches Seminar, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, Seminarhaus, Raum 1.107
Sprechstunde: Dienstag, 10. Oktober, während des Semesters
regelmäßig dienstags von 15.00–16.00 Uhr
In der Historiographie rückten die Leidtragen des NS-Regimes erst um die Jahrtausendwende in den Blick. Zeugen des Holocaust fanden indes schon Jahrzehnte früher öffentliche Aufmerksamkeit, erstmals im Eichmann-Prozess 1961, später auch in anderen Verfahren, die sich mit den nationalsozialistischen Verbrechen befassen, beispielsweise im Frankfurter Auschwitz-Prozess. Der Begriff »Zeitzeuge« wurde in den siebziger Jahren in West-Deutschland gebräuchlich, verbreitete sich rasch und ist heute aus der Debatte um die (globalisierte) Erinnerung an die Verbrechen nicht mehr wegzudenken. Im Seminar geht es darum, nach der Bedeutung und Rolle von Zeitzeugen des Holocaust in den Jahrzehnten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu fragen. Frühe Zeugnisse des Mordgeschehens kommen ebenso zur Sprache wie die gesellschaftspolitische Funktion von Zeitzeugen in den siebziger und achtziger Jahren in Deutschland (West wie Ost) und anderswo. Für die Entstehung eines kritischen Geschichtsbewusstseins in Deutschland spielten Zeitzeugen eine bedeutende Rolle. Wie steht es darum in der stark medial geprägten Erinnerungskultur der Gegenwart? Was hat sich im Laufe der Zeit geändert und in welchem Verhältnis stehen Erinnerung und kritisches Geschichtsbewusstsein zueinander?
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt.
Forschungskolloquium, 24. Oktober 2017 bis 6. Februar 2018, dienstags
18.00–20.00 Uhr, Historisches Seminar, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, IG Farben-Haus, Raum 6.201
Sprechstunde: Dienstag, 10. Oktober, während des Semesters
regelmäßig dienstags von 15.00–16.00 Uhr
Im Forschungskolloquium werden laufende Untersuchungen und jüngst abgeschlossene Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust vorgestellt und diskutiert. Es richtet sich an fortgeschrittene Studierende, Examenskandidaten und -kandidatinnen, Promovierende und wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Übung, 17. Oktober 2017 bis 6. Februar 2018, dienstags
14.00–16.00 Uhr, Historisches Seminar, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, Seminarhaus, Raum 2.102
Seit den 1980er Jahren wurden die Verbrechen, die von Medizinern im Nationalsozialismus begangen wurden, breit diskutiert. In dieser Lehrveranstaltung wird zunächst ihre Vorgeschichte rekonstruiert, insbesondere die gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Debatten um Eugenik, »Rassenhygiene« und »lebensunwertes Leben« seit dem späten 19. Jahrhundert, in denen medizinische und bevölkerungspolitische Fragen eng verzahnt waren. Diese bis 1933 nur theoretisch geführten Debatten erfuhren dann im Nationalsozialismus eine praktische Umsetzung, die sich als sukzessive Radikalisierung vor dem Hintergrund einer moralischen und rechtlichen Entgrenzung medizinischen Handelns vollzog. Es werden die wesentlichen Stationen dieser Radikalisierung analysiert, die bis zum Holocaust führte: Zwangssterilisationen, Kinder- und Erwachsenen-»Euthanasie« sowie Menschenversuche in Konzentrations- und Vernichtungslagern. Im letzten Teil des Seminars soll die Nachgeschichte der Medizinverbrechen in Ost- und Westdeutschland behandelt werden.
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt.
Übung, Blockveranstaltung, Historisches Seminar
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Termine und Ort werden noch bekanntgegeben
Bereits beim »Anschluss« Österreichs und des Sudetenlandes 1938 kamen polizeiliche Sondereinheiten zum Einsatz, deren Aufgabe u.a. die Festnahme von »Reichsfeinden« war. In den besetzten polnischen Gebieten ermordeten aus SS-Männern und Polizeiangehörigen gebildete und unter der Führung von Offizieren der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS stehende Einsatzgruppen 1939 Tausende Polen, darunter bereits zahlreiche Juden. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 folgten vier Einsatzgruppen (A-D) der zunächst rasch vorrückenden Wehrmacht und ermordeten Hunderttausende Menschen, vor allem Juden, aber auch Sinti, kommunistische Funktionäre und Anstaltspatienten. Nach dem Ende des »Dritten Reiches« mussten sich 24 frühere Führer der Mordeinheiten im sogenannten Einsatzgruppenprozess vom 15. September 1947 bis zum 10. April 1948 vor einem US-amerikanischen Militärtribunal in Nürnberg verantworten. 1958 war schließlich der sogenannte Ulmer Einsatzgruppenprozess ein Wendepunkt in der bundesrepublikanischen Strafverfolgung der NS-Verbrechen.
Die Übung befasst sich auf Basis umfangreichen publizierten Quellenmaterials mit den Verbrechen der Einsatzgruppen und deren späterer Strafverfolgung.
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt; Teilnahme ausschließlich nach persönlicher Anmeldung per Mail an: j.osterloh(at)fritz-bauer-institut.de
Übung, 20. Oktober 2017 bis 9. Februar 2018, freitags, 14.00–16.00 Uhr
Seminar Didaktik der Geschichte, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend, IG Farben-Haus, Raum 3.401
In dieser Übung sollen einschlägige Geschichtslehrbücher im Hinblick auf die Thematisierung der jüdischen Geschichte im historischen Längsschnitt (Mittelalter bis NS-Zeit) und damit verbundener Themen fachwissenschaftlich und didaktisch analysiert werden.
Jüdische Geschichte wird im Geschichtsunterricht vorrangig in Verbindung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust unterrichtet. Die Materialien in den gegenwärtigen Schulbüchern werfen dazu zahlreiche Fragen auf. Aber nicht nur für diese Epoche gibt es Fragen an die jüdische Geschichte: Wie werden Antisemitismus und Verfolgungsgeschichte im Vergleich zur allgemeinen jüdischen Geschichte thematisiert und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Erscheinen Juden nicht nur als Objekte und Opfer von Geschichte, sondern auch als Träger einer eigenen Kultur und Mitgestalter der Moderne? Erfolgt die Thematisierung auf der Grundlage einer Wissenschaftsorientierung, um gegen stereotype Bilder anzugehen, oder werden diese unflektiert reaktiviert?
Die Analyse der Schulgeschichtsbücher wird Aspekte der historisch-sachlichen Faktizität und ihrer politisch-moralischen Bewertung mit den Formen ihrer didaktischen Umsetzung im Lehrbuch (Autorentext, Text- und Bildquellen, Arbeitsaufträge) verknüpfen.
Eingangs der Veranstaltung erfolgt eine kurze methodische Einführung in Formen der Schulbuchanalyse.
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