Forschung und Lehre

Lebensumstände von Lesben, Schwulen, Trans- und Intersexuellen in Frankfurt am Main 1933 bis 1994

Bearbeiter: Dr. Alexander Zinn

Förderung: Stadt Frankfurt am Main (Kulturamt)

Das Forschungsprojekt untersucht die Lebensumstände von homosexuellen Frauen und Männern, trans- und zwischengeschlechtlichen Menschen in Frankfurt am Main zwischen 1933 und 1994. Der Zeitraum umfasst eine Phase, die von verschärfter Repression und Verfolgung Homosexueller in der NS- und Nachkriegszeit geprägt war, aber auch von allmählicher Liberalisierung, dem Aufbruch der neuen Lesben- und Schwulenbewegungen in den 1970er-Jahren bis hin zur endgültigen Abschaffung des Antihomosexuellen-Paragrafen 175 im Jahr 1994. In den Blick genommen werden die Umsetzung und die Auswirkungen dieser Verfolgungspolitik im städtischen Raum, aber auch die Veränderungen von Alltag, Stigma-Management und subkulturellen Strukturen. Im Fokus stehen überdies die Formen der Selbstorganisation von Lesben, Schwulen, Trans- und Intersexuellen, die Bedeutung Frankfurts für die sexuellen Emanzipationsbewegungen in der Bundesrepublik und für den Wandel des gesellschaftlichen Klimas.

Die Untersuchung wird diesen Wandel anhand von vier historischen Phasen in den Blick nehmen: Beleuchtet wird zunächst die NS-Zeit, die von einer »Aktion gegen Homosexuelle« geprägt war, die Gestapo-Maßnahmen und eine massive strafrechtliche Verfolgung schwuler Männer einschloss. In einem zweiten Kapitel wird die Nachkriegszeit bis zur ersten Reform des Paragrafen 175 im Jahr 1969 untersucht, die von einer neuerlichen Verfolgungswelle 1950/51, aber auch von deutlichen Liberalisierungstendenzen geprägt war, die durch den Sexualwissenschaftler Hans Giese und den hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer maßgeblich vorangetrieben wurden. Den Aufbruch der 1970er-Jahre beleuchtet der dritte Abschnitt, der die Erprobung neuer Lebens- und Liebesformen untersucht und der Frage nachgeht, inwieweit sich auch Alltag und Stigma-Management »gewöhnlicher« Homo-, Trans- und Intersexueller veränderten. Abschließend werden die 1980er Jahre in den Blick genommen, die von der Aids-Krise geprägt waren und die politischen Aktionsformen der Lesben- und Schwulenbewegungen deutlich veränderten.