Förderung: Stadt Frankfurt am Main
Im Zuge der »Arisierung« wurde die jüdische Bevölkerung im nationalsozialistischen Deutschland systematisch ihres Eigentums beraubt. An diesem großangelegten Transfer von jüdischem in »arischen« Besitz waren zahlreiche Akteure und Profiteure beteiligt, darunter die Eigentümer und Erwerber, die Staats- und Parteiinstitutionen des nationalsozialistischen Regimes, Reichs- und städtische Behörden sowie Privatpersonen. Dieses Forschungsprojekt untersucht die Geschichte der »Arisierung« in Frankfurt am Main, vor allem mit Blick auf den Raub des Grundstücks- und Immobilienbesitzes der jüdischen Bevölkerung.
Es wird gefragt, wie die planmäßige Ausplünderung der Frankfurter Juden vonstattenging, welche Phasen, Zuständigkeiten und Beteiligungen sich hierbei beschreiben lassen und worin möglicherweise lokale Besonderheiten bestanden. Auch die Rolle des Magistrats und seiner Vertreter beim Raub von Grundstücks- und Immobilienwerten wird kritisch beleuchtet. Eine zentrale Quelle hierfür ist die Liste »Haus- und Grunderwerb der Stadtgemeinde Frankfurt am Main von Juden seit 30. Januar 1933«, die im Juli 1945 durch den Stadtrat Adolf Miersch angefertigt wurde. Die »Miersch-Liste« bildet zugleich eine Orientierungshilfe für einen weiteren zentralen Untersuchungsgegenstand dieses Projektes: Die Rückerstattung des entzogenen Vermögens nach dem Ende des Krieges. Was geschah nach 1945 mit den geraubten Besitztümern und wie gestalteten sich – sofern die einstigen Eigentümer oder ihre Erben überhaupt Rückforderungen stellen konnten – die Restitutionsverfahren? Welche Kontinuitäten lassen sich überdies innerhalb der städtischen Baupolitik und hinsichtlich des Personals in der Stadtverwaltung nachvollziehen? Am Beispiel der »Arisierung« in der Stadt Frankfurt will das Projekt einen Beitrag zur Erforschung der materiellen Aspekte des Holocausts leisten, die oft auch heute noch relevant sind.