Veranstaltung im Rahmen der Gastprofessur für interdisziplinäre Holocaustforschung
Die moderne Welt wurde in mehr als einer Hinsicht von »großen Mächten« geschaffen – durch den Imperialismus im 19., den Kalten Krieg und die amerikanische Hegemonie im 20. Jahrhundert. Es ist auffallend, wie sehr sich diese Machtbeziehungen im internationalen Recht niedergeschlagen haben, insbesondere in Regeln, die dafür gedacht waren, Kriege und Massengewalt zu regulieren und zu limitieren. Was sind die intellektuellen und politischen Ursprünge für die Anstrengungen, Massengewalt durch internationales Recht zu regulieren? Warum haben machtvolle Staaten sich dafür eingesetzt, den Gebrauch ihrer eigenen Kraft einzuschränken? Wie sahen diese Beschränkungen aus? Haben die Regularien dieses Legalismus tatsächlich die Gewalt begrenzen können, oder legitimieren sie vielmehr bestimmte Formen von Gewalt, um andere einzudämmen? Die Antworten auf diese Fragen sind komplex und erlauben es nicht, eine einfache Geschichte von moralischem Fortschritt und zynischem Machtmissbrauch zu erzählen. Der Vortrag wird diese Variablen umreißen und versuchen, die Verbreitung des internationalen Rechts im 19. und 20. Jahrhundert zu erklären. Dabei soll auch die Analyse der unterschiedlichen Weltordnungen in den letzten 200 Jahren in den Blick genommen werden.
Devin O. Pendas, Ph.D. ist Associate Professor für Geschichte am Department of History, Boston College, Chestnut Hill, Massachusetts in den USA. Seine Forschungsschwerpunkte sind deutsche Geschichte, Rechtsgeschichte und die Geschichte von Kriegen und Völkermord. In zahlreichen Publikationen hat er sich mit den Prozessen gegen NS-Täter und der juristischen Aufarbeitung von Massenverbrechen auseinandergesetzt.
Im Sommersemester 2017 hat Pendas die Gastprofessur für interdisziplinäre Holocaustforschung am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main inne.
Veröffentlichung
Devin O. Pendas, Der Auschwitz-Prozess: Völkermord vor Gericht
Aus dem Englischen von Klaus Binder (Original: The Frankfurt Auschwitz Trial, 1963–1965: Genocide, History, and the Limits of the Law, Cambridge University Press, 2006), München: Siedler Verlag, 2013
Kontakt
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