24. Oktober 2023 bis 6. Februar 2024
dienstags, 14:00–16:00 Uhr, PEG 2.G 098
Nicht von Beginn an bestand zwischen Ghettoisierung und Massenmord ein Zusammenhang. Das Warschauer Ghetto, das größte, das die Nationalsozialisten im besetzten Polen errichteten, das wegen seiner schieren Dimension ein Sonderfall war, zeigt dies. Als es im Oktober 1940 mit meterhohen Mauern von der übrigen Stadt abgeriegelt wurde, stand die antijüdische Politik der deutschen Besatzer noch im Zeichen der Vertreibungspolitik. Der Umschlag in den systematischen Mord lässt sich später klar nachzeichnen, ebenso die Bedeutung der Zwangsarbeit für die Selbstwahrnehmung der Jüdinnen und Juden im Ghetto. Um die Perspektive und die Erfahrungen der Verfolgten sowie um ihren »Alltag« wird es im Seminar ebenfalls gehen. Zur Sprache kommt ferner, wie nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Geschichte des Warschauer Ghettos umgegangen wurde und was die Beschäftigung damit heute zur Stärkung der historischen Urteilskraft und eines reflexiven, kritischen Geschichtsbewusstseins beitragen kann.
Die Anmeldung ist ab dem 1. August 2021 über OLAT möglich:
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/18988072964
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
24. Oktober 2023 bis 6. Februar 2024
dienstags, 18:00–20:00 Uhr, IG 457
Im Forschungskolloquium werden laufende Untersuchungen und jüngst abgeschlossene Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust vorgestellt und diskutiert. Es richtet sich an fortgeschrittene Studierende der Geschichte, an Examenskandidaten und -kandidatinnen, Promovierende, Habilitierende und wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Fachbereich Geschichte.
24. Oktober 2023 bis 6. Februar 2024
dienstags, 14:00–16:00 Uhr, PEG 1.G 092
In Westdeutschland wurde seit den 1960er Jahren immer wieder über den Holocaust debattiert, etwa infolge des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963–1965). In der DDR hingegen war die Erinnerung an den Nationalsozialismus von Beginn an überformt von einem politisch etablierten Geschichtsbild, das den ostdeutschen Staat in die Tradition des Antifaschismus stellte und vor allem den kommunistischen Kampf gegen das NS-Regime in den Mittelpunkt rückte. Der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden hatte keinen Platz in der Erinnerungskultur. Neuere Forschungsarbeiten bemühen sich um eine Differenzierung dieser dominierenden Lesart. Auch in dieser Übung wird der Versuch unternommen, den Umgang mit dem Holocaust in der DDR und dessen Repräsentationen genauer zu betrachten: War das Thema tatsächlich völlig tabuisiert? Oder konnte es in belletristischer oder Erinnerungsliteratur, in Filmen oder in der Kunst angesprochen werden? Wie ging die DDR mit der justitiellen Ahndung der Verbrechen der Shoah und mit der Erinnerung an ihre Opfer um? Gab es Versuche der wissenschaftlichen Erforschung des Massenmords und wie wurde dieser in die offizielle Geschichtserzählung integriert? Welche Rolle spielten Überlebende und generell die jüdischen Gemeinden in der DDR?
Die Anmeldung ist ab dem 1. August 2021 über OLAT möglich:
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/18817712130/CourseNode/93668888136022
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
27. Oktober 2022 bis 9. Februar 2023
freitags, 14:00–16:00 Uhr, SH 3.108
Die Herausforderungen des Erinnerns und Gedenkens im öffentlichen Raum, der Frage nach Schuld und Verantwortung sowie des adäquaten Umgangs mit dem Nationalsozialismus zwischen Historisierung und Aktualisierung, vor allem in der Schule, werfen immer wieder neue Diskussionen auf. Schullehrbücher sind bedeutsame Medien der Geschichtskultur, die einer praxisorientierten Kritik unterzogen werden müssen.
In dieser Übung werden einschlägige, jüngere Geschichtslehrbücher im Hinblick auf die Thematisierung des Nationalsozialismus und die damit verbundenen Themen analysiert. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf der Darstellung der jüdischen Perspektive, des Antisemitismus und des Verfolgungsaspekts bis zum Holocaust liegen. Die Analyse der Schulgeschichtsbücher wird Aspekte der historisch-sachlichen Faktizität und ihrer politisch-moralischen Bewertung mit den Formen ihrer didaktischen Umsetzung im Lehrbuch (Autorentext, Text- und Bildquellen, Arbeitsaufträge) verknüpfen. Eingangs der Veranstaltung erfolgt eine methodische Einführung zur Schulbuchanalyse.
Voraussetzung der Teilnahme sind ausreichende historische Grundkenntnis über die zu behandelnde Epoche.
Die Anmeldung ist ab dem 1. August 2021 über OLAT möglich:
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/18896977922
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
25. Oktober 2023 bis 7. Februar 2024
mittwochs, 14:00–16:00 Uhr, IG 251
Victor Klemperer (1881–1960), als Sohn eines Rabbiners in Landsberg an der Warthe geboren, war seit 1920 Professor für Romanistik an der Technischen Hochschule Dresden. Im NS-Staat wurde auch er, seiner Konversion um Protestantismus zum Trotz, wegen seiner jüdischen Herkunft verfolgt: 1935 wurde er zwangsweise in den Ruhestand versetzt; 1940 musste er in ein »Judenhaus« umziehen; ab September 1941 hatte auch er sich mit einem »Judenstern« zu kennzeichnen; ab 1943 musste er Zwangsarbeit leisten. Die Ehe mit der nichtjüdischen Pianistin Eva (geb. Schlemmer, 1882–1951) bewahrte ihn lange Zeit vor der Deportation. Die Bombenangriffe der Alliierten auf Dresden am 13./14. Februar 1945 nutzte das Ehepaar Klemperer schließlich zur Flucht.
Victor Klemperer hat seit seiner frühen Jugend bis an sein Lebensende Tagebuch geführt. Seine 1995 veröffentlichten Tagebücher aus der Zeit von 1933 bis 1945 sind eine herausragende Quelle für die Geschichte der Judenverfolgung im NS-Staat. Anhand von Auszügen aus den Klemperer-Tagebüchern sollen die Etappen und Zäsuren der NS-Judenpolitik und die Auswirkungen auf die Opfer untersucht werden.
Erwartet werden eine regelmäßige Teilnahme an der Übung, die Abgabe eines kurzen Essays und gegebenenfalls die Anfertigung einer schriftlichen Ausarbeitung. Die Anmeldung ist ab dem 1. August 2021 über OLAT möglich:
https://olat-ce.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/RepositoryEntry/18940329988
Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Eine Warteliste ist eingerichtet.
9. Oktober 2023 bis 8. Februar 2024
donnerstags, 10:00–13:00 Uhr, SH 4.107
Die Geschichte des Raubs an der jüdischen Bevölkerung in Europa zur Zeit des Zweiten Weltkriegs endet nicht mit dem Jahr 1945, sondern reicht bis in unsere Gegenwart. Die Claims Conference, ein weltweiter Dachverband jüdischer Organisationen, setzt sich seit 1951 für die Entschädigungsansprüche jüdischer Holocaust-Opfer ein. Das Bundesministerium der Finanzen entwickelt aktuell in Kooperation mit dem Bundesarchiv ein »Themenportal Wiedergutmachung«, um die sogenannten Wiedergutmachungsakten für eine breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im gegenwärtigen erinnerungspolitischen Diskurs werden Fragen von Restitutionspolitik vermehrt im Kontext globaler und postkolonialer Entschädigungsdiskurse sowie von Konzepten der Transitional Justice verhandelt. Nach wie vor geprägt von der Vergangenheit sind auch die Besitzverhältnisse, die ohne den massenhaften Raub und die Zwangsarbeit nicht in dieser Form bestehen würden. Schließlich ist die Frage, wohin all die geraubten Vermögenswerte geflossen sind, bis heute nicht vollständig beantwortet. Das Proseminar spannt den Bogen von den Erfahrungen der Überlebenden, die nach der Befreiung versuchten, geraubtes Eigentum zurückzuerhalten, über die lange Geschichte der Entschädigungspolitik bis zu aktuellen Diskursen über Restitution und »Wiedergutmachung« in Deutschland.
Anhand des Proseminarthemas werden Methoden und Techniken geschichtswissenschaftlichen Arbeitens erlernt – von der Literatur- und Quellenrecherche über das Lesen von Texten bis hin zu den Zitierregeln.
An-Institut der Goethe-Universität
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Historisches Seminar
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Prof. Dr. Sybille Steinbacher
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