Events and Exhibitions

Monday, 5. December 2011, 18:15 o'clock

»Bayreuth der deutschen Klassik«
Theater im »Dritten Reich« am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main

Vortrag von Heike Drummer:

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend
Grüneburgplatz 1
Casino-Gebäude am IG Farben-Haus, Raum 1.811

Kulturpolitik im »Dritten Reich«
Fortsetzung der Vortragsreihe vom WS 2010/2011

Wie in der gesamten Kulturpolitik, so änderten sich nach dem 30. Januar 1933 auch die Verhältnisse an den deutschen Bühnen radikal. Der NS-Staat erkannte gerade im Theaterbereich vielseitiges Potenzial, durch anspruchsvolle Unterhaltung zu indoktrinieren und damit vor allem auch das Bildungsbürgertum zu erreichen. Künstlerische Freiheit wurde planmäßig zerstört.
Zu den wichtigen machtpolitischen Maßnahmen gehörten etwa der Prozess der »Gleichschaltung«, die Gründung der Reichstheaterkammer, rassistisch und politisch motivierte Entlassungen innerhalb der Bühnenbelegschaften, Neueinstellungen von Nationalsozialisten, Überwachung und Zensur der Spielpläne, Umdeutung vor allem der Klassiker zu ideologischen Heroenstücken, Missbrauch der Bühnen für NS-Veranstaltungen, die Einführung der Gattung Thingspiele, die Übersetzung international üblicher Theatersprache ins Deutsche und nach 1939 der Einsatz von Fronttheatern.
Der systematische »Kulturkampf« richtete sich vornehmlich gegen die Moderne im Theater und ihre Protagonisten. Meist initiiert von »deutsch-völkischen« Kreisen setzte er bereits in der Weimarer Zeit ein. Am Beispiel der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main wird die Theaterpolitik von den 1920er Jahren bis 1945 vorgestellt. Ein Aspekt konzentriert sich auf die Vertreibung des jüdischen Bühnenpersonals, vertieft anhand ausgewählter Künstlerbiografien.

Heike Drummer
, geb. 1962, arbeitet seit 1990 als selbstständige Historikerin in Frankfurt am Main. 2005 war sie an den Recherchen für die Gedenktafel und der Realisation der Ausstellung »… wir haben bis zuletzt ausgehalten. Opfer der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main während der NS-Zeit« beteiligt. 1995 Mitgründerin der Geschichtswerkstatt »Zeitsprung. Kontor für Geschichte«. 2011 Gründung (zusammen mit Alfons Maria Arns) der Gesellschaft »DRUMMER und ARNS Historiker GbR«.
Heike Drummer ist Co-Autorin der 2011 im Metropol Verlag erschienenen Publikation Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der „Juden« und »politisch Untragbaren« aus den hessischen Theatern 1933 bis 1945. In Kürze erscheint in der Zeitschrift Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst ihr Beitrag »›…dem Wahren, Schönen und Guten zu dienen‹: Friedrich Krebs (1894–1961) – Frankfurter Oberbürgermeister in der NS-Zeit«.

Kontakt

Dr. Jörg Osterloh<link mail ein fenster zum versenden der>
j.osterloh@fritz-bauer-institut.de



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