Eine DVD des Hessischen Rundfunks zur Ausstellung »Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933–1945« des Fritz Bauer Instituts und des Hessischen Rundfunks, mit Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Zur Ausstellung »Legalisierter Raub«
»JS« stand auf der Steuerakte. »JS«, das hieß »als Jude veranlagt«. Wer dieses Zeichen bekam, wurde vom Finanzamt bis auf die letzte Mark ausgeplündert. Zunächst musste er die Hälfte seines gesamten Vermögens als Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe an den Fiskus abgeben. Dann wurden ihm sämtliche Freibeträge gestrichen und von Jahr zu Jahr immer mehr Sonderabgaben erhoben. Die Finanzämter waren schließlich sogar dafür zuständig, dass sämtliches Hab und Gut, das die in die Vernichtungslager Deportierten zurückließen, öffentlich versteigert wurde. Erstmals wird nun öffentlich, wie in Hessen die Juden ausgeplündert wurden. Erst jetzt, nach Öffnung der Finanzakten für die Wissenschaft, wird die Rolle des Fiskus und die Beteiligung der Bevölkerung am großen Raubzug gegen die Juden deutlich. Die hr-Autoren Henning Burk und Dietrich Wagner zeigen in ihrer Dokumentation das perfide Zusammenspiel zwischen offiziellen Stellen und der Bevölkerung auf. Jeder Volksgenosse konnte jüdisches Eigentum erwerben. Das war sogar erwünscht, um die leere Staatskasse aufzufüllen. Wie groß der andrang bei den sogenannten »Judenauktionen« war, belegen Protokolle, die von den über 10.000 Versteigerungen allein in Frankfurt erhalten sind und im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden liegen.
Der erschütternde Film zeichnet die Ausplünderungen der Juden von 1933 bis zu den Deportationen 1941–1943 akribisch nach, nennt die hunderterlei Verordnungen und Gesetze, die die Opfer erst all ihrer Habe und am Ende meist ihr Leben kosteten. Trotz der über 60 Jahre, die seitdem vergangen sind, gelang es den Autoren, eine Reihe von Zeitzeugen zu finden, die über ihre damaligen Erfahrungen berichten, darunter Finanzbeamte und deren Opfer. Einer von ihnen war Robert Goldmann, der mit seiner Familie vor den antisemitischen Verfolgungen von der Bergstraße nach Frankfurt gezogen war. In der Pogromnacht des 9. November 1938 wurde die väterliche Arztpraxis demoliert. Am Ende rettete sich Familie Goldmann durch die Auswanderung. Vom einstigen Vermögen waren da nur noch 10 Reichsmark geblieben. Charlotte Opfermann aus Wiesbaden wurde ins Lager Theresienstadt deportiert. Ihre Familie musste für die Unterbringung ins »Reichsaltersheim« auf Jahre im Voraus das monatliche »Pflegegeld« zahlen. So wurde der Rechtsschein bei der Ausplünderung aufrechterhalten. Zwei Schicksale von Millionen. Zu Wort kommen aber auch Menschen, die versuchten zu helfen, die jüdisches Eigentum kauften, um es in Sicherheit zu bringen und später zurück zu geben.
Digitale audiovisuelle Medien,
DVD, hr media, 2007, 45 Min. (vergriffen)
ISBN 978-3-89844-311-1