Veranstalter: Martin Buber-Professur für jüdische Religionsphilosophie in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut, dem Graduiertenkolleg »Theologie als Wissenschaft« und dem LOEWE-Forschungsschwerpunkt »Religiöse Positionierung«
Anti-Judaismus gilt als eine irrationale Abweichung vom westlichen Denkweg hin zu Freiheit, Toleranz und Fortschritt. David Nirenberg hat in seinem Buch Anti-Judaismus: Eine andere Geschichte des westlichen Denkens (2015) demgegenüber anhand zahlreicher – oft erschreckender – Belege von der Antike bis heute gezeigt, dass die Distanzierung vom Judentum zum Kern des westlichen Denkens und Weltbilds gehört. Für die frühen Christen und Muslime waren die Juden Feinde der von Jesus oder Mohammed verkündeten Wahrheit. Spanische Inquisitoren strebten ebenso wie protestantische Reformatoren danach, ein heimliches Judentum aufzudecken und zu zerstören, von dem sie die Christenheit bedroht sahen. Die Aufklärung räumte mit diesem Feindbild keineswegs auf. Voltaire bekämpfte in Gestalt der Juden den Aberglauben, Kant die selbstverschuldete Unmündigkeit und Marx das Privateigentum. Die Gegner mit Juden zu identifizieren hat auch ohne reale Juden funktioniert. Aber immer wieder waren Juden (und nicht nur sie) reale Opfer eines Anti-Judaismus, der die Geschichte des Westens wie ein roter Faden durchzieht.
Prof. David Nirenberg ist seit 2006 Professor für Mittelalterliche Geschichte an der University of Chicago und gehört dem Committee on Social Thought an. Nirenberg arbeitet zur Geschichte religiöser Traditionen in Europa und schreibt regelmäßig für The Nation, The New Republic und London Review of Books. 2016 wurde er zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt, 2017 wurde ihm der Historikerpreis der Stadt Münster verliehen. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählen Bücher wie Communities of Violence: Persecution of Minorities in the Middle Ages (Princeton 1996); Wie jüdisch war das Spanien des Mittelalters? Die Perspektive der Literatur (Trier 2005); Judaismus als Politischer Begriff. Historische Geisteswissenschaften (Göttingen 2013); »Jüdisch« als politisches Konzept: Eine Kritik der politischen Theologie (Göttingen 2013); Neighboring Faiths: Christianity, Islam, and Judaism in the Middle Ages and Today (Chicago 2014); Aesthetic Theology and its Enemies: Judaism in Christian Painting, Poetry, and Politics (Waltham, MA 2015).
Kontakt
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie
Dr. Grażyna Jurewicz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fachbereich 06, IG Farben-Haus
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Tel.: 069.798 32032
<link>Jurewicz@em.uni-frankfurt.de