Massenmord war in Auschwitz Alltagsroutine ganz normaler Männer und Frauen. Nach getaner Arbeit weit hinter der lebensgefährlichen Front suchten sie in ihrer Freizeit Entspannung und Erholung. Einer von ihnen war SS-Obersturmführer Karl Höcker (1911–2000), Adjutant des letzten Kommandanten von Auschwitz, Richard Baer (1911–1963). Er beschenkte sich zur Erinnerung an seine Dienstzeit (Mai 1944–Januar 1945) mit einem Foto-Album. Es zeigt die Akteure der Massenvernichtung im Sommer 1944 (»Ungarn-Aktion«) aus kameradschaftlicher Nähe. Sie erfreuten sich ihres Lebens und waren stolz auf ihr Tun, für das sie militärische Ehren erfuhren, leisteten sie doch, so Himmler, in Auschwitz heldenhaften Frontdienst. Dieses Album wurde 1945 von einem Angehörigen des amerikanischen Militärnachrichtendienstes CIC in Frankfurt am Main entdeckt und bis 2007 privat verwahrt.
Dr. Stefan Hördler, ein vorzüglicher Kenner der Geschichte von Auschwitz, fragt nach dem analytischen Wert des Albums als Schlüsselquelle zum Auschwitzer Mordpersonal.
Dr. Stefan Hördler ist Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählen u.a. Ordnung und Inferno. Das KZ-System im letzten Kriegsjahr, die 2015 im Wallstein Verlag erschien. Im selben Jahr gab er zusammen mit Volkhard Knigge u.a. den Begleitband zur Ausstellung Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, ebenfalls Wallstein Verlag, heraus, 2013 den Sammelband Der SA-Terror als Herrschaftssicherung. »Köpenicker Blutwoche« und öffentliche Gewalt im Nationalsozialismus (Metropol Verlag, Berlin).
Christophe Busch, Stefan Hördler, Robert Jan van Pelt, (Hrsg.)
Das Höcker-Album. Auschwitz durch die Linse der SS
Darmstadt: Verlag Philipp von Zabern, 2016, 340 S., 49,95
ISBN: 9783805349581
Zur Vorbereitung auf die Veranstaltung empfiehlt es sich, den Dokumentarfilm THE AUSCHWITZ ALBUM anzusehen.
https://youtu.be/X2pT1dbGs2A
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