Trude Simonsohn war langjährige Vorsitzende des Rats der Überlebenden des Holocaust am Fritz Bauer Institut und hat die Arbeit und die Projekte des Instituts seit seiner Gründung begleitet. Sie war maßgeblich am Zustandekommen des Wollheim-Memorials auf dem Campus Westend der Goethe-Universität beteiligt und hat die Initiative zur Umbenennung des Grüneburgplatzes in Norbert-Wollheim-Platz unterstützt.
Trude Simonsohn
wurde am 25. März 1921 in Olmütz (Mähren) geboren. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde sie als 21-Jährige in das Ghetto Theresienstadt verschleppt, wo sie ihrem späteren Ehemann Berthold Simonsohn begegnete. Ihr Vater wurde im Konzentrationslager Dachau, ihre Mutter im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Im Oktober 1944 wurde Trude Simonsohn nach Auschwitz-Birkenau verlegt und am 9. Mai 1945 aus einem Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen von der Roten Armee befreit. 1955 zog Trude Simonsohn mit ihrem Mann nach Frankfurt am Main, wo sie im Vorstand der Jüdischen Gemeinde für Sozialberatung und Erziehungsberatung Verantwortung übernahm und von 1989 bis 2001 den Gemeinderatsvorsitz inne hatte. Seit 1975 tritt sie als Zeitzeugin in Schulen, Jugendbegegnungsstätten, Vereinen und Institutionen auf und berichtet über ihre Erlebnisse während der NS-Diktatur. Sie ist eine unermüdliche Kämpferin gegen Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung. In ihren Berichten als Zeitzeugin stellt sie die Frage, welche Konsequenzen sich aus den Verbrechen des Naziregimes für das heutige Zusammenleben ergeben. Sie ist weit über die Grenzen Frankfurts hinaus als eine unerschrockene Mahnerin für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion bekannt.
Für ihr Engagement wurde Trude Simonsohn vielfältig ausgezeichnet: 1993 erhielt sie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main, 1996 wurde ihr die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen verliehen. 2010 erhielt sie den Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung, 2013 den Erasmus-Kittler-Preis. Am 25. März 2016 wurde anlässlich ihres 95. Geburtstages in Anerkennung ihrer Verdienste um die Erinnerungsarbeit an der Frankfurter Goethe-Universität ein Hörsaal im Casinogebäude auf dem Campus Westend nach Trude Simonsohn benannt. Am 16. Oktober 2016 wurde Trude Simonsohn zur ersten Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt am Main ernannt.
Noch ein Glück. Erinnerungen
2013 ist die zusammen mit Elisabeth Abendroth geschriebene Biografie von Trude Simonsohn im Wallstein Verlag, Göttingen erschienen.
www.wallstein-verlag.de/9783835311879-noch-ein-glueck.html
Rede von Trude Simonsohn
anläßlich der feierlichen Umbenennung des Grüneburgplatzes in Norbert-Wollheim-Platz – der Hausadresse des IG Farben-Hauses auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main – am 4. Februar 2015, veröffentlicht von der Initiative Studierender am IG Farben Campus.
https://youtu.be/L9KIn2nsQtQ
Trude Simonsohn – Die Kinder von Theresienstadt
Mitschnitt einer Veranstaltung am 28. Januar 2015 im Rahmen einer Vorlesung von Benjamin Ortmeyer, veröffentlicht von der Forschungsstelle NS-Pädagogik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
https://youtu.be/GP_2fQ3e3ic