The Institute

Wednesday, 16. May 2018, 14:00 o'clock

»Memory of the World«
Die Dokumente des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses als historische Quelle

Tagung:

Tagungsende gegen 17:00 Uhr
Hessisches Landesarchiv, Abt. Hessisches Hauptstaatsarchiv
Mosbacher Str. 55, Wiesbaden

Der von Fritz Bauer maßgeblich initiierte Frankfurter Auschwitz-Prozess war das erste westdeutsche Großverfahren gegen zunächst 22, dann 20 Angeklagte, das sich mit den Verbrechen in Auschwitz befasste. Nach Bauers Ansicht ging es bei der Aufarbeitung vor Gericht darum, einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der NS-Zeit zu leisten. Er verstand, dass jenseits des Dokumentenmaterials die tatsächlichen Verhältnisse in Auschwitz nur durch die Aussage von Zeugen erfasst werden könnten. Fritz Bauer wollte die Deutschen mit diesem Prozess aufrütteln. 1964 schrieb er in einem Text mit dem Titel »Nach den Wurzeln des Bösen fragen«: »Ich glaube nicht, daß Aufklärung allein genügt. Die Aufstellung eherner Tafeln: ›Du sollst‹, ›Du sollst nicht‹ reicht nicht aus. Gebote und Verbote, die gehalten werden sollen, verlangen einen Urgrund des Fühlens, den zu schaffen allen staatlichen Gewalten, allen sozialen Gruppen, allen Fakultäten aufgegeben ist. Dieser Urgrund des Fühlens wird hoffentlich aufgewühlt, wenn etwa im Auschwitz-Prozeß die Überlebenden kommen und Zeugnis ablegen.«

Überlebende aus Polen, der Sowjetunion, Israel und Deutschland sagten in diesem Prozess aus. Ihre Stimmen, die Vernehmungen vor Gericht, das Agieren von Richtern, Staatsanwaltschaft, Nebenklagevertretern, Verteidigern und Dolmetschern sind in Aktenform und auf  Tonbändern verfügbar. Mit ca. 430 Stunden Tonaufnahmen und den umfangreichen Verfahrensakten der Staatsanwaltschaft in 456 Einzelbänden auf über 50.000 Seiten verfügt das Hessische Hauptstaatsarchiv über einen einzigartigen Fundus an Quellen für die Erforschung des Holocaust, aber auch für den Ablauf im Gerichtssaal. Mehr als 50 Jahre nach dem Prozess sind die Tonbänder und Verfahrensakten längst als Quellen in die historische Forschung eingegangen. Was können wir aus diesem Material lernen? Wie hat es unsere Sicht auf das Geschehen in Auschwitz geformt? Welche Absichten der Prozessbeteiligten lassen sich aus den Quellen ableiten? Welche Fragen muss die Geschichtswissenschaft an das Material stellen? Diese und andere Themen werden auf der Tagung behandelt. 

Es sprechen: Dr. Johann Zilien, Wiesbaden, Johannes Beermann, Frankfurt am Main, Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Frankfurt am Main, Prof. Dr. Devin O. Pendas, Boston, und Prof. Dr. Peter Davies, Edinburgh.
Mit Hörbeispielen aus den Tonbandmitschnitten.

Teilnahme nur nach bestätigter Anmeldung!
Anmeldung unter: pressestelle(at)hla.hessen.de

Eine Kooperation mit dem Hessischen Landesarchiv

Kontakt
Fritz Bauer Institut
An-Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main
Tel.: 069.798 322-40
info(at)fritz-bauer-institut.de


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