Mit Beiträgen von Sara Berger, Christopher Gomer und Markus Roth (Fritz Bauer Institut) sowie von Franziska Bruder, Angelika Censebrunn-Benz, Andreas Kahrs, Andrea Löw, Rolf Pohl, Laura Schilling. Annika Wienert und Leonie Wüst.
Das Heft und die Einzelbeiträge sind als pdf-Datei aufrufbar unter:
https://diskus.copyriot.com/unbekannt-und-weit-entfernt-texte-zur-aktion-reinhardt
Unter dem Tarnnamen »Aktion Reinhardt« wurden zwischen Frühjahr 1942 und Herbst 1943 beinahe zwei Millionen Menschen aus den Ghettos im besetzten Polen, aber auch aus anderen europäischen Ländern, in Lager im Osten Polens deportiert, die einzig zum Zweck des Massenmords konstruiert wurden: Belzec, Sobibor, Treblinka. Obwohl der Verbrechenskomplex in besonderer Weise für die Präzedenzlosigkeit der Shoah steht, führt die »Aktion Reinhardt« ein Schattendasein in der Erinnerung. Ihre Tatorte liegen 1.000 Kilometer von Frankfurt entfernt – etwa doppelt so weit wie Paris. Vierzehn Stunden müssen Reisende mit dem Zug aufbringen. Zu dieser räumlichen kommt die zeitliche Entfernung von mittlerweile 80 Jahren. Wir meinen, dass der doppelten Distanz mit erinnerungspolitischer Arbeit begegnet werden muss, um die Verbrechen und ihre Ursachen nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen.
Unter dem Titel »Unbekannt und weit entfernt?« geht es auf 114 Seiten um Täter und Tatorte, Antisemitismus und Volksgemeinschaft, den jüdischen Widerstand und Erinnerung(spolitik). Wer waren die Täter? Was können wir heute überhaupt über die Lager, die von den Nationalsozialisten zwecks Spurenverwischung gänzlich zerstört wurden, wissen? Welche Rolle spielt dabei der jüdische Widerstand, der lange kaum erinnert wurde? In welchem Verhältnis stehen die Zeugnisse der Überlebenden zu den Täterquellen? Wie wird heute an die Verbrechen der »Aktion Reinhardt« erinnert? Und hat das alles etwas mit Frankfurt zu tun?
Heftpräsentation und Gespräch mit Annika Wienert:
Die »Aktion Reinhardt« in Forschung und Erinnerung
Dienstag, 4. Juni 2024, 18:30 Uhr
DIE VERANSTALTUNG MUSS KRANKHEITSBEDINGT LEIDER ENTFALLEN.
SIE WIRD ZU EINEM SPÄTEREN ZEITPUNKT NACHGEHOLT.
Wienert beschreibt, wie die Architektur in den Mordlagern Belzec, Sobibor und Treblinka zum Mordinstrument wurde. Zugleich schufen die Täter sich eine Umgebung, die in fundamentalem Gegensatz zur Realität des Massenmords stand. Wieso taten sie das? Wer waren die Täter? Was können wir heute überhaupt über die Lager, die von den Nationalsozialisten zwecks Spurenverwischung gänzlich zerstört wurden, wissen? Welche Rolle spielt dabei der jüdische Widerstand, der lange kaum erinnert wurde? In welchem Verhältnis stehen die Zeugnisse der Überlebenden zu den Quellen der Täter? Und wie wird heute an die Verbrechen der »Aktion Reinhardt« erinnert?
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