Hans Rössner, promovierter Germanist, seit 1934 Mitglied der SS, seit 1940 Leiter des Referates „Volkskultur und Kunst“ in der Gruppe III C (Kultur) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und nach 1945 Lektor und Verlagsleiter, war ein politischer Intellektueller sowohl im „Dritten Reich“ als auch in der Bonner Republik. Aus Rössners zahlreichen publizierten Texten aus den Jahren zwischen 1936 und 1943 wird klar, dass er den Nationalsozialismus als kulturelles und moralisches Projekt sieht. Das Forschungsprojekt will Korrespondenzen und Durchlässigkeiten ausleuchten zwischen diesen vor 1945 verfassten Schriften Rössners und Briefen, Notizen und Essays, die er nach 1945 schrieb. Als Verlagsleiter bei R. Piper (ab 1958) betreute er nicht nur Hannah Arendts Eichmann-Buch, Alexander Mitscherlichs „Unfähigkeit zu trauern“ und Ernst Noltes „Der Faschismus in seiner Epoche“, sondern unterhielt auch einen im Literatur- und Wissenschaftsbetrieb Westdeutschlands weitverzweigten Briefwechsel – u. a. mit H. G. Adler, Paul Alverdes, Jean Améry, Joachim C. Fest, Hans Egon Holthusen, Karl Jaspers, Marcel Reich-Ranicki, Fritz Stern und Alfred Weber. Rössner ist kein Opportunist, er vertritt keine doppelte Moral, auch wenn sein nachgelassenes Material von einem doppelten Wissen zeugt. Deshalb lassen sich an ihm exemplarisch Strukturen eines Nachlebens nationalsozialistischer Moral studieren, die in einer Dialektik von Dauer und Überwindung nicht fassbar sind.
Geplant ist eine Monografie auf der Grundlage gründlicher Archivrecherchen und der Analyse der Schriften aus den unterschiedlichen Epochen des Werkes.
Kontakt:
PD Dr. Werner Konitzer