In dem medienhistorisch orientierten Forschungsprojekt soll in vier Stationen die historische Entwicklung des Zusammenwirkens von antisemitischen Gefühlen und quasimoralischen Einstellungen in medialen Kommunikationen untersucht werden. Ziel des Projektes ist es, ein besseres Verständnis für die Funktionsweise antisemitischer Kommunikation in verschiedener medialer Brechung zu erlangen. Zusätzlich soll ein analytisches Instrumentarium für das Zusammenspiel von moralischen Einstellungen, medial inszenierten Affekten und tiefer sitzenden kollektiven Überzeugungen erarbeitet werden.
Das Zusammenwirken von antisemitischen Gefühlen und moralischen Einstellungen in visuellen Kommunikationen wird anhand eines Längsschnitts vom Kaiserreich bis in die BRD untersucht. Da sich die Leitmedien der visuellen Kommunikation in dieser Zeitspanne grundlegend gewandelt haben, werden jeweils verschiedene Leitmedien untersucht. Die Quellenbasis orientiert sich also an den zeitgenössischen Massenmedien und umfasst Postkarten (Deutsches Kaiserreich), Spielfilme (Weimarer Republik, NS-Deutschland) und Fernsehfilme (BRD). Das Projekt wird Kriterien für Diskussionen über den emotionalen Impact von visuellen Darstellungen entwickeln. Diese Kriterien werden auch für aktuelle öffentliche Auseinandersetzungen über Filme und Karikaturen anwendbar sein. Sie sollen Interventionsstrategien ermöglichen. Somit könnten in Zukunft Debatten, wie sie sich beispielsweise an Filmen wie TAL DER WÖLFE und PASSION OF THE CHRIST entzündet haben, auf einer transparenten analytischen Ebene geführt werden.