Eine gemeinsame Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main und des Fritz Bauer Instituts. Die Ausstellung in der Bibliothek der Université de Rennes 2 wird unterstützt von der Organisation Vivre en Paix Ensemble.
Anlässlich des 70. Jahrestags der Befreiung wird vom 6. Mai bis 26. Juni 2015 in der Bibliothek der Université de Haute Bretagne Rennes 2 die Ausstellung »Gegen den Strom – Solidarität und Hilfe für verfolgte Juden in Frankfurt und Hessen« eröffnet. Unter dem Titel »A contre-courant – Solidarité et aide aux juifs pourchassés de Francfort et de la Hesse« und in französischer Sprache. Weitere Ausstellungsstationen in Frankreich sind in Planung.
Als Museumsdirektor Raphael Gross vor drei Jahren, am 8. Mai 2012 in Anwesenheit von John D. Goldsmith, dem Vize-Präsidenten des Anne Frank-Fonds Basel, die Ausstellung im Frankfurter Museum Judengasse der Öffentlichkeit übergab, war deren besondere Rezeption bis heute noch gar nicht absehbar. Zwischenzeitlich hat sich einiges getan.
So erhielt die Ausstellung am 27. Januar 2013, dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, den Hosenfeld/Szpilman-Gedenkpreis, der im zweijährigen Turnus von der Leuphana-Universität in Lüneburg ausgelobt wird. Der Preis erinnert an den Wehrmachtsoffizier Wilm Hosenfeld, der den polnischen Musiker und Komponisten Wladyslaw Szpilman 1944 vor der Deportation in das Vernichtungslager Treblinka rettete. Die Auszeichnung war eine ermutigende Anerkennung für das Jüdische Museum und die Forschungen der Kuratorinnen Monica Kingreen, Petra Bonavita und Heike Drummer.
Ebenso verdankt sich die Anbringung einer Gedenktafel vor der ehemaligen britischen Gesandtschaft in der Frankfurter Guiollettstraße für Robert T. Smallbones im Mai 2013 der Ausstellung »Gegen den Strom. Solidarität und Hilfe für verfolgte Juden in Frankfurt und Hessen«. Denn eine ihrer Episoden erzählt von dem rastlosen Bemühen des britischen Generalkonsuls, jüdischen Menschen nach dem November-Pogrom zur Flucht nach England zu verhelfen. Zu den Geretteten gehörten auch die Eltern von John D. Goldsmith, der als Mitinitiator bei der Enthüllung der Tafel durch die Stadt Frankfurt zugegen war.
Nun wandert die Ausstellung in leicht modifiziertem Design nach Frankreich. Die außergewöhnliche Präsentation in der Bretagne und die Übersetzung der Texte durch Schülerinnen und Schüler von acht Gymnasien in Rennes und anderen Städten verdanken sich dem Engagement und den persönlichen Kontakten des Leihgebers Ernst Knöß aus Mörfelden-Walldorf. Dessen Onkel Wilhelm König zählte während der NS-Zeit zu den Menschen in Frankfurt am Main, die der Verfolgung von Juden mit Zivilcourage entgegentraten.
Nach der Redaktion im Jüdischen Museum fertigte das Gestaltungsbüro »mind the gap! design« in Anlehnung an die Frankfurter Schau ein praktikables Layout. An der Realisation vor Ort und der Finanzierung beteiligen sich mehrere Initiativen und Organisationen, etwa die Assoziation »Vivre en Paix ensemble«, die Stadt Rennes, die Universität Rennes 2, das Centre Franco-Allemand in Rennes oder die Fédération des associations d’Amitié Franco-Allemande/FAFA de Bretagne.
Nach anfänglicher Skepsis begrüßt Direktor Raphael Gross die ungewöhnliche Zusammenarbeit ausdrücklich: »Als ich erfuhr, dass die Stadt Rennes und der Verein ›Vivre la Paix ensemble‹ Interesse haben, anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung Frankreichs unsere Ausstellung ›Gegen den Strom‹ in der Bretagne zu zeigen, war ich – das sage ich offen – erstaunt. Ereigneten sich doch die durch uns ausgewählten Geschichten von Solidarität und Hilfe topografisch in einer Region, die mit Ausnahme der Main-Metropole Frankfurt bei unseren Nachbarn kaum bekannt sein dürfte. Allerdings berührte mich von Beginn an die schöne Idee, dass es Schülerinnen und Schüler vor allem aus der Stadt Rennes sein würden, die mit Hilfe ihrer Lehrer die Ausstellungstexte und auch den kleinen Katalog für ein französisches Publikum übersetzen wollten. Deshalb stimmte ich dem Vorhaben gerne zu. Das Interesse ehrt das Jüdische Museum, und wir freuen uns sehr über diese besondere Geste französisch-deutscher Freundschaft.«