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Bettina Leder, Christoph Schneider, Katharina Stengel
Ausgeplündert und verwaltet Geschichten vom legalisierten Raub an Juden in Hessen Berlin: Hentrich & Hentrich, 528 S., 390 Abb., Hardcover, € 29,90 ISBN: 978-3-95565-261-6 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 36 Erscheint im Mai 2018 Dieses Buch enthält rund 100 Geschichten jüdischer Familien, die in Hessen und Rheinhessen ansässig waren. Sie handeln von Armen und Reichen, Jungen und Alten, von Studenten, Bauern, Kaufleuten, Intellektuellen, Arbeitern, Schülern; von Menschen, die sehr unterschiedlich dachten, glaubten und lebten. Wir fanden ihre Spuren in den Akten der Finanzverwaltung, die ab 1933 penibel den Besitz einer jeden Jüdin und eines jeden Juden registrierte, um ihn dann zu enteignen. Das Buch geht zurück auf Recherchen im Rahmen der Ausstellung »Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933–1945«, die 16 Jahre lang durch Hessen und Rheinhessen wanderte und an 30 Ausstellungsorten mit einem jeweils neuen regionalen Schwerpunkt zur Ausplünderung der Bevölkerung am Ausstellungsort zu sehen war. Diese Publikation entstand in Kooperation zwischen dem Fritz Bauer Institut und dem Hessischen Rundfunk. Sie wird gefördert durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen Bettina Leder, geboren 1954 in Ost-Berlin, 1977 Ausreise in die Bundesrepublik, Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie, seit 1992 freie Mitarbeiterin des Hessischen Rundfunks. Als Ausstellungsmacherin u.a. beteiligt an der Konzeption und Realisierung des Ausstellungsprojekts »Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933–1945«. Christoph Schneider arbeitet als freier Autor und Kulturwissenschaftler in Frankfurt am Main. Dr. Katharina Stengel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow in Leipzig. Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, der Soziologie und politischen Wissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von 2008 bis 2012 Doktorandin an der Ruhr-Universität Bochum, gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung; Promotion zum Dr. phil. 2012, Thema der im Campus-Verlag erschienenen Dissertation: Hermann Langbein. Ein Auschwitz-Überlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit. Langjährige wissenschaftliche Mitarbeit am Fritz Bauer Institut in Forschungs- Editions- und Ausstellungsprojekten. |
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Hannah Arendt
Wie ich einmal ohne Dich leben soll, mag ich mir nicht vorstellen. Briefwechsel mit den Freundinnen Charlotte Beradt, Rose Feitelson, Hilde Fränkel, Anne Weil und Helen Wolff Hrsg. von Ursula Ludz und Ingeborg Nordmann München: Piper Verlag, 2017, 688 S., Hardcover, € 38,– ISBN: 978-3-492-05858-2, auch als E-Book erhältlich Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 35 Von der außerordentlichen Gabe zur Intimität Freundschaft, so Arendt in ihrem Denktagebuch, gehört zu den »tätigen Modi des Lebendigseins«, und Briefe sind deren herausragende Zeugnisse. Dieser Band versammelt weitgehend unveröffentlichte Briefwechsel der politischen Philosophin mit ihren langjährigen Freundinnen Charlotte Beradt, Rose Feitelson, Hilde Fränkel, Anne Weil-Mendelsohn und Helen Wolff. Neben den gemeinsamen Projekten prägte die Freundschaften auch, dass alle Frauen die Wirklichkeiten von Emigration und Immigration kannten. Die Briefwechsel führen mitten hinein in Arendts Gedanken- und Arbeitswelt, sie erzählen Privates und Alltägliches aus fünf sehr unterschiedlichen, intensiv gelebten Freundschaften. Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 in Hannover geboren und am 4. Dezember 1975 in New York gestorben, studierte Philosophie, Theologie und Griechisch unter anderem bei Heidegger, Bultmann und Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 emigrierte sie nach Paris, 1941 nach New York. Von 1946 bis 1948 war sie als Lektorin, danach als freie Schriftstellerin tätig. Sie war Professorin für Politische Theorie in Chicago und lehrte ab 1967 an der New School for Social Research in New York. Ursula Ludz, Diplomsoziologin, seit 1980 als Herausgeberin und Übersetzerin mit dem Werk Hannah Arendts befasst. Lebt in Tutzing. Ingeborg Nordmann, Dr. phil., Literaturwissenschaftlerin, ist seit 1988 in der Hannah-Arendt-Forschung tätig. Sie lebt in Bensheim. |
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Fritz Bauer
Die Wurzeln faschistischen und nationalsozialistischen Handelns Mit einer Einleitung von David Johst Herausgegeben vom Fritz Bauer Institut Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 2016, 122 S., Broschur, € 15,– EAN 978-3-86393-085-1 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 34 Fritz Bauer, hessischer Generalstaatsanwalt und Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963–1965), hielt 1960 vor Vertretern von Jugendverbänden ein Referat mit dem Titel »Die Wurzeln faschistischen und nationalsozialistischen Handelns«. Aufgrund der großen Resonanz und der aufklärerischen Wirkung hatte der rheinland-pfälzische Landesjugendring die Absicht, diesen Text Oberstufengymnasien und Berufsschulen als Broschüre zur Verfügung zu stellen. Das wurde vom Kultusministerium des Bundeslandes Rheinland-Pfalz abgelehnt. In einer Landtagsdebatte von 1962, die in Auszügen in dem später als Buch in der Europäischen Verlagsanstalt (1965) erschienenen Text dokumentiert ist, wird deutlich, wie wenig sich die Gesinnung des überwiegenden Teils der Deutschen auch 17 Jahre nach Kriegsende verändert hatte. So begründete unter anderen der junge CDU-Abgeordnete Helmut Kohl die Ablehnung mit dem Argument, der zeitliche Abstand zum Nationalsozialismus sei zu gering, um sich ein abschließendes Urteil über die Politik in den Jahren 1933 bis 1945 bilden zu können. Fritz Bauer ging es um die juristische Aufarbeitung der im Nationalsozialismus begangenen Menschheitsverbrechen, die heute als Shoa oder Holocaust bezeichnet werden, und um die damit verbundene aufklärerische Wirkung für die Zukunft. Aufgrund der zahlreichen Nachfragen wird diese Schrift mit der Dokumentation der Debatte im rheinland-pfälzischen Landtag von 1962 in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut neu aufgelegt. Der Jurist Fritz Bauer (1903–1968) leitete als hessischer Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main ab 1959 ein Ermittlungsverfahren gegen vormalige Angehörige und Führer der SS-Wachmannschaft des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz ein, und im Dezember 1963 wurde der erste Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte vor dem Landgericht Frankfurt eröffnet. Als Bauer Kenntnis vom Aufenthaltsort von Adolf Eichmann in Argentinien bekam, setzte er sich mit dem israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad in Verbindung, da die deutschen Behörden, trotz vieler konkreter Hinweise, alles unterließen, den NS-Verbrecher in Deutschland vor Gericht zu stellen. Dr. David Johst ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Internationalen Graduiertenkollegs »Formenwandel der Bürgergesellschaft« der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und freier Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut. |
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Martin Liepach, Wolfgang Geiger
Fragen an die jüdische Geschichte. Darstellungen und didaktische Herausforderungen Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag, 2014, Reihe Geschichte unterrichten, 192 S., € 19,80 ISBN: 978-3-7344-0020-9 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 33 Jüdische Geschichte wird im Geschichtsunterricht vorrangig in Verbindung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust vermittelt. Die Materialien in den gegenwärtig verwendeten Schulbüchern werfen dazu zahlreiche Fragen auf. Aber nicht nur für diese Epoche gibt es Fragen an die jüdische Geschichte: Wie werden Antisemitismus und Verfolgungsgeschichte im Vergleich zur allgemeinen jüdischen Geschichte thematisiert und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Erscheinen Juden nur als Objekte und Opfer von Geschichte oder werden sie auch als Träger einer eigenen Kultur und Mitgestalter der Moderne vorgestellt? Erfolgt die Thematisierung auf der Grundlage einer Wissenschaftsorientierung, um gegen stereotype Bilder anzugehen, oder werden diese unkritisch zitiert und damit reaktiviert? Dies sind nur einige der Fragen, die in einem umfangreichen Forschungsprojekt untersucht wurden, das vom Pädagogischen Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt in Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung seit 2009 durchgeführt wurde. Schulbücher gelten trotz aller Modernisierungen im Medienbereich als das »Leitmedium« für den Geschichtsunterricht. Dementsprechend bedeutsam und prägend sind die Inhalte der Schulgeschichtsbücher und die damit transportierten Geschichts-bilder. Schulbücher sind Ausdruck gegen-wärtiger Geschichtskultur, da sie einen Spie-gel für gesellschaftlich relevant erachtetes Wissen darstellen. Untersucht wurden 71 Schulbücher der jüngsten Generation für die Sekundarstufe I, die im Zeitraum von 2004 bis 2012 erschienen sind. Das Sample beinhaltet Bücher für Gymnasien sowie Haupt- und Realschulen im gleichen Maße. Bei der Auswahl wurden die Kriterien der Repräsentativität beachtet. Alle relevanten Schulbuchverlage wurden in die Untersuchung einbezogen. Ebenso wurde auf die Größe der Bundesländer geachtet. Die Studie ist die erste umfassende Analyse seit der Untersuchung von Wolfgang Marienfeld aus dem Jahr 2000. Die Ergebnisse liegen nun in einem Buch vor, das die qualitativen Ergebnisse bündelt und in inhaltlich systematischer Form die Stärken und Schwächen bisheriger Behandlung jüdischer Geschichte in den Schulbüchern beschreibt. Auf der Grundlage einer umfangreichen und repräsentativen Schulbuchuntersuchung bietet es einen Gang durch die Epochen jüdischer Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart und enthält zahlreiche Hinweise auf didaktische Fallstricke und Herausforderungen. Dr. Martin Liepach ist Mitarbeiter am Pädagogischen Zentrum Frankfurt. Dr. Wolfgang Geiger ist freier Mitarbeiter am Pädagogischen Zentrum Frankfurt. |
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Fritz Backhaus, Monika Boll, Raphael Gross (Hrsg.)
Fritz Bauer. Der Staatsanwalt NS-Verbrechen vor Gericht Frankfurt am Main, New York: Campus Verlag, 2014, 300 S., zahlr. Abb., € 29,90 ISBN: 978-3-5935-0105-5 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 32 Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, in Kooperation mit dem Thüringer Justizministerium, 9. April bis 7. September 2014 im Jüdischen Museum Frankfurt und 9. Dezember 2014 bis 1. Februar 2015 im Thüringer Landtag, Erfurt. Fritz Bauer gehört zu den bedeutendsten jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Als hessischer Generalstaatsanwalt, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg brachte, hat er bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Die öffentliche Wirksamkeit des Auschwitz-Prozesses und dessen politische Folgen sind für das Selbstverständnis der Westdeutschen nicht hoch genug einzuschätzen. Anlässlich des 50. Jahrestags des Auschwitz-Prozesses veranstaltet das Jüdische Museum Frankfurt am Main in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut eine umfassende Ausstellung zu Leben und Werk Fritz Bauers. Sie würdigt den politisch und gesellschaftlich engagierten Juristen und Strafrechtsreformer, den kämpferischen Sozialdemokraten – den Mitstreiter Kurt Schumachers, den ein gemeinsames Exil mit Willy Brandt verband –, den atheistischen Humanisten, aber auch den leidenschaftlichen Theatergänger und Kunstkenner. Fritz Backhaus ist stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main. Monika Boll ist Philosophin, Publizistin und Kuratorin. Raphael Gross ist Direktor des Jüdischen Museums Frankfurt, des Fritz Bauer Instituts und des Leo Baeck Institute London sowie Honorarprofessor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Reader an der Queen Mary University of London. |
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Raphael Gross
November 1938 Die Katastrophe vor der Katastrophe München: Verlag C. H.Beck, 2013, 128 S., € 8,95 Beck`sche Reihe: bsr – C.H. Beck Wissen; 2782 ISBN 978-3-406-65470-1 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 31 und eine Publikation des Leo Baeck Institute London Am 7. November 1938 schoss Herschel Feibel Grynszpan in der deutschen Botschaft in Paris auf den Diplomaten Ernst vom Rath, der seinen Verletzungen kurz darauf erlag. Das Attentat wurde zum Vorwand für eine beispiellose Welle der Gewalt gegen Hunderttausende deutscher Jüdinnen und Juden sowie gegen ihre Wohnungen, Geschäfte und Synagogen in sämtlichen Teilen des Deutschen Reichs und vor aller Augen. Im Zuge der Novemberpogrome wurden u. a. über 30.000 jüdische Männer verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Mit dieser Zäsur fand die mit der Aufklärung einsetzende deutsch-jüdische Epoche ihr katastrophisches Ende. Raphael Gross gelingt es in dieser knappen Darstellung sogar, den Fall Grynszpan in einen neuen Kontext zu stellen. Prof. Dr. Raphael Gross, Historiker, leitet das Leo Baeck Institute in London, ist Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main und Direktor des Fritz Bauer Instituts. Er ist u. a. Mitherausgeber von Novemberpogrom 1938. Die Augenzeugenberichte der Wiener Library (Frankfurt am Main, 2008). |
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Joachim Perels
»Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen« Beiträge zur Theologie Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Peter Lang, 2013, 235 S., € 44,95 ISBN 978-3-631-62019-9 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 30 Die Beiträge dieses Bands stehen in der Tradition der Bekennenden Kirche. Ihre weltkritische Perspektive wird für die Gegenwart fruchtbar gemacht. In Portraits von Dietrich Bonhoeffer, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Robert Raphael Geis und anderen wird diese Blickrichtung ebenso verfolgt wie in kirchengeschichtlichen Studien und Interpretationen des Alten und Neuen Testaments. Sie alle eint die Auseinandersetzung mit dem «Fürst dieser Welt» (Joh. 12,31). Inhalt: Dietrich Bonhoeffer und seine Freunde – Die Preisgabe des Erbes der Bekennenden Kirche – Gesellschaftskritik im Horizont der Bibel – Prophetische Tradition der Shoa – Die weltverändernde Dimension des Urchristentums – Die Hartherzigkeit der institutionellen Religion – Sippenhaft für einen Christen jüdischer Herkunft. Joachim Perels, Dr. jur., ist emeritierter Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover. Er war Redakteur der u.a. von Martin Niemöller herausgegebenen Stimme der Gemeinde. |
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Fritz Backhaus, Dmitrij Belkin und Raphael Gross (Hrsg.):
Bild dir dein Volk! Axel Springer und die Juden Göttingen: Wallstein Verlag, 2012, 224 S., 64 überw. farb. Abb., € 19,90 ISBN: 978-3-8353-1081-0 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 29 Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums, vom 15. März bis 29. Juli 2012 im Jüdischen Museum Frankfurt am Main »Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen; hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes« – dazu sind, laut Arbeitsvertrag, die Redakteurinnen und Redakteure des Axel Springer Verlags verpflichtet. Der einflussreichste Meinungsmacher der Nachkriegszeit und die Juden Es war der Verleger Axel Springer (1912–1985) selbst, der diese grundsätzliche Haltung Mitte der 1960er Jahre den Redaktionen seines Zeitungsimperiums vorgab. In Bild, Welt oder Hör zu setzte er eine proisraelische und projüdische Haltung durch – keine Selbstverständlichkeit in einem Verlag, in dem an führender Stelle auch ehemalige NS-Journalisten tätig waren. Was also bedeutete und bedeutet dieses Engagement? Werk und Person von Axel Springer sind – vor allem vor dem Hintergrund der emotional geführten Auseinandersetzungen um 1968 – höchst umstritten. Die politischen Konstellationen und öffentlichen Kontroversen, in denen sich Axel Springer (1912–1985) mit seiner medienpolitischen Macht positionierte, werden erstmals mit besonderem Augenmerk auf seine dezidiert projüdische und proisraelische Haltung in den Blick genommen: Welche Rolle spielte diese im Selbstverständnis von Axel Springer und in den Auseinandersetzungen mit seinen Kontrahenten? Welche Bedeutung kommt ihr im Kontext der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte zu? Die Herausgeber gewannen Autorinnen und Autoren aus Deutschland und Israel dafür, sich mit dem Phänomen Axel Springer erstmals aus der Perspektive der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte zu beschäftigen. Die Ausstellung und der Begleitband wurden gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, den Kulturfonds RheinMain, die Gerda Henkel Stiftung, die Herbert Quandt Stiftung und die Hessische Kulturstiftung. Beiträge von: Franziska Augstein, Frank Bajohr, Dmitrij Belkin, Juliane Berndt, Detlev Claussen, Karl Christian Führer, Anne Giebel, Monika Halbinger, Michael Jürgs, Elisa Klapheck, George Kohler, Amos Kollek, Werner Konitzer, Wolfgang Kraushaar, Gudrun Kruip, Cilly Kugelmann, Tim B. Müller, Christian Plöger, Avi Primor, Werner Renz, Esther Schapira, Michelle Schuhmacher, Verena Schulemann, Lu Seegers, Andrea Sinn, Jochen Staadt und Stefan Wolle. Interviews mit: Daniel Cohn-Bendit, Peter Tamm und Günter Wallraff. Fritz Backhaus ist stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums Frankfurt am Main. Dmitrij Belkin ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut und Kurator am Jüdischen Museum Frankfurt am Main. Raphael Gross ist Direktor des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main sowie des Leo Baeck Instituts London. |
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Monika Boll, Raphael Gross (Hrsg.):
»Ich staune, dass Sie in dieser Luft atmen können« Jüdische Intellektuelle in Deutschland nach 1945 Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 2013, ca. 400 S., € 14,99 ISBN 978-3-596-18909-0 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 28 Schwieriger Neuanfang – die Situation jüdischer Intellektueller im Nachkriegsdeutschland Dieses Buch versammelt 14 Porträts jüdischer Geisteswissenschaftler und Künstler, die nach 1945 nach Deutschland zurückkehrten oder dort wieder publizistisch wirkten. Zu ihnen gehören die Schriftsteller Jean Améry, Arnold Zweig, Paul Celan und der Literaturwissenschaftler Peter Szondi, die Religionshistoriker Hans-Joachim Schoeps und Jacob Taubes, der Staatsrechtler Hans Kelsen, die Politologen Ernst Fraenkel und Hannah Arendt sowie die Philosophen/Soziologen Karl Löwith, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Ernst Bloch. Sie waren verjagt, sie hatten fliehen können – und kamen jetzt in ein Land, das sie nur selten willkommen hieß. Und das sich dennoch mit ihnen schmücken wollte, das sie brauchte bei der geistigen Erneuerung. Dieser Band schreibt ein spannendes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte im Spannungsfeld von Schuldverdrängung und -leugnung, Wiedergutmachung, Aufarbeitung und gesellschaftlicher Verunsicherung. Monika Boll, Dr. geb. 1961, studierte Philosophie, Soziologie und Publizistik in Berlin; Promotion mit einer Arbeit über die politische Theorie Hannah Arendts; für das Jüdische Museum Frankfurt kuratierte sie die Ausstellungen »Die Frankfurter Schule und Frankfurt. Eine Rückkehr nach Deutschland« (2009) und »Für Marcel Reich-Ranicki« (2010). Veröffentlichungen u.a.: Nachtprogramm. Intellektuelle Gründungsdebatten in der frühen Bundesrepublik (2004); Zur Kritik des naturalistischen Humanismus. Der Verfall des Politischen bei Hannah Arendt (1997). Raphael Gross, Prof. Dr. phil, geboren 1966 in Zürich, studierte Geschichte in Zürich, Berlin, Cambridge, Bielefeld, Jerusalem und Essen. Seit 2001 ist er Direktor des Leo Baeck Instituts in London und leitet seit Februar 2006 zudem das Jüdische Museum in Frankfurt am Main sowie seit April 2007 das Fritz Bauer Institut. Er ist Honorarprofessor im Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Reader in History an der Queen Mary University of London. Veröffentlichungen u.a.: Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral (2010); Die Frankfurter Schule und Frankfurt. Eine Rückkehr nach Deutschland (hrsg. zus. m. Monika Boll, 2009) |
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Rolf Pohl, Joachim Perels (Hrsg.):
Normalität der NS-Täter? Eine kritische Auseinandersetzung Hannover: Offizin Verlag, 2011, 148 S., € 14,80 ISBN 978-3-930345-71-7 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 27 Die weitverbreitete Ansicht, für die Massenverbrechen des Nationalsozialismus seien ganz »normale Täter« verantwortlich gewesen, wird von den Autoren dieses Bandes aus verschiedenen analytischen Perspektiven überprüft. Auf der Grundlage einer oftmals verdrängten gesellschaftskritischen Forschung wird der Frage nachgegangen, welche irrationalen Momente und psychischen Antriebskräfte mobilisiert wurden, um die Nazi-Täter zu ihren Verbrechen zu konditionieren. Wie konnten die Opfer zu entmenschlichten Objekten gemacht werden, die jede Tötungshemmung außer Kraft setzte? Psychischen Mechanismen von Allmachtspraktiken oder Schuldabwehr, die in mehreren Einzelbeiträgen beispielhaft behandelt werden, spielten hier eine wirkmächtige Rolle. Ebenso die NS-Ideologie, die auch nach 1945 fortlebte und die Verantwortung für Nazi-Verbrechen beiseite schob. Die vielfach verkannte Bedeutung der Zerstörung des Rechts der Millionen Getöteten, das im Hitler-Regime normativ weiter galt, wird detailliert herausgearbeit und die Kriminologie der NS-Täter ins Zentrum gerückt. Die historisch, psychoanalytisch und rechtstheoretisch fundierten Beiträge widerlegen die These von der »Normalität« der NS-Täter, die mit der unverstellten Wahrnehmung des Systems der Zerstörung der zivilisatorischen Normen durch die Nazi-Verbrecher unvereinbar ist. Ein Wort von Adorno, man müsse über den Nationalsozialismus so schreiben, dass man sich vor den Opfern nicht zu schämen brauche, ist die Leitschnur des Bands. Rolf Pohl: Kritik am Normalitätsbegriff der neueren Täterforschung Joachim Perels: Der Begriff der Normalität und die Zerstörung des Rechts durch NS-Täter Hans-Heinrich Nolte: Nazi-Mörder – »ganz normale Männer«? Axel von der Ohe: Kriminologie der NS-Täter – die halbvergessenen Forschungen von Herbert Jäger Nele Reuleaux: Die psychischen Antriebe von NS-Tätern. Zur Bedeutung des »malignen Narzissmus« Angela Moré: Die psychologische Bedeutung der Schuldabwehr von NS-Tätern und ihre Botschaft an die nachfolgende Generation Jan Lohl: Ganz normale Familien? Überlegungen zur Tradierung des Nationalsozialismus Hellmuth Freyberger, Harald Freyberger: Das Beispiel Heinrich Himmler |
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Raphael Gross:
Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2010, 288 S., € 19,95 ISBN 978-3-10-028713-7 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 26 und eine Publikation des Leo Baeck Institute London. Ehre, Treue, Schande und Kameradschaft: Raphael Gross stellt in diesem Buch erstmals eine moralhistorische Perspektive auf die NS-Geschichte vor. Er zeigt, dass erst ein System von gegenseitig eingeforderten moralischen Gefühlen und Tugenden die Begeisterung der deutschen Bevölkerung für die nationalsozialistische Volksgemeinschaft ermöglicht hat. Politische Reden, Schulbücher und ebenso der scheinbar apolitische Unterhaltungsbetrieb waren von dieser Moral geprägt. Raphael Gross zeigt in seiner wegweisenden Darstellung, dass diese von vielen getragene, verbrecherische NS-Moral nach der militärischen Niederlage 1945 nicht plötzlich verschwunden ist. Raphael Gross, Prof. Dr. phil, geboren 1966 in Zürich, studierte Geschichte in Zürich, Berlin, Cambridge, Bielefeld, Jerusalem und Essen. Seit 2001 ist er Direktor des Leo Baeck Instituts in London und leitet seit Februar 2006 zudem das Jüdische Museum in Frankfurt am Main sowie seit April 2007 das Fritz Bauer Institut. Er ist Honorarprofessor im Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Reader in History an der Queen Mary University of London. |
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Joachim Perels (Hrsg.):
Auschwitz in der deutschen Geschichte Offizin-Verlag, Hannover, 2010, 258 S., € 19,80 ISBN 978-3930345724 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 25 Wie konnte das Menschheitsverbrechen Auschwitz entstehen, wie wurde seine Realität durchlitten, worin bestanden die Folgen? Diese Fragen stellen sich die Autoren und Autorinnen dieses Bandes aus der Perspektive unterschiedlicher Wissenschaften. Das ermöglicht eine genauere, kritisch folgenreiche Wahrnehmung des Unfassbaren. Die Verfasser behandeln die Periode der Diskriminierung der Juden in Nazi-Deutschland, sichtbar gemacht an der judenfeindlichen Kirchenpolitik, an Maßnahmen der Verwaltung zur Zerstörung der ökonomischen Existenz der Juden, nähern sich der Realität von Auschwitz über Erfahrungen wie der von Ruth Klüger in weiter leben, analysieren den juristischen Umgang mit dem größten Verbrechen der deutschen Geschichte unter verschiedenen Aspekten, insbesondere in Untersuchungen zum Frankfurter Auschwitz-Prozess. Weiter widmet sich der Band literarischen und musikalischen Refl exionen über die Nazi-Verbrechen, wie etwa Peter Weiss’ Stück Die Ermittlung. Schließlich wird die Frage der Stellung zur Erbschaft des Nationalsozialismus in den Blick genommen: am Beispiel der Gedenkstätte Bergen-Belsen und der Virulenz des Antisemitismus. |
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Joachim Perels:
Recht und Autoritarismus Beiträge zur Theorie realer Demokratie Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 2009, 384 S, € 94,– ISBN 978-3-7890-8329-7 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 24 Die Beiträge des Bandes sind dem Rechtsbegriff der Aufklärung, der in den modernen Verfassungen seinen Niederschlag gefunden hat, verpfl ichtet. Methodisch orientieren sich die Arbeiten an den juristischen Autoren der sozialdemokratischen Emigration in den Vereinigten Staaten während der NS-Diktatur. Die Verbindung einer normimmanenten und historisch-soziologischen Vorgehensweise ist auch für die Analyse rechtsstaatlichdemokratischer Systeme erhellend. Die exekutivstaatliche Beseitigung von Grundrechtspositionen ist die negative Folie der Studien. Die Exegese demokratisch konstituierter Normen steht im Vordergrund. Analysiert werden insbesondere die Garantie der Menschenwürde, die Bedeutung des Gleichheitssatzes, die Gewissensfreiheit, die Wissenschaftsfreiheit, die Bewahrung der Natur, die Prinzipien der Ahndung von NS-Verbrechen, der Umgang mit völkerrechtswidrigem Staatshandeln und Probleme einer Rechtslehre des aufrechten Gangs. Zugleich werden Fragen einer verfassungsrechtlich legitimierten Umgestaltung der privatwirtschaftlichen Ordnung, deren Krisenanfälligkeit vor aller Augen liegt, erörtert. Ohne das Denken und Handeln Einzelner bleibt Recht ein toter Buchstabe. Dies zeigen Porträts kritischer Rechtswissenschaftler der Weimarer Republik, der NS-Zeit und der Bundesrepublik – von Gustav Radbruch über Franz L. Neumann bis Fritz Bauer. In einer rechtsstaatlichen Demokratie haben sie eine Orientierungsfunktion. |
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Irmtrud Wojak:
Fritz Bauer 1903–1968 Eine Biographie München: Verlag C. H. Beck, 2009, 24 Abb., 638 S., € 34,– ISBN 978-3-406-58154-0 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 23 Broschierte Sonderausgabe 2011: München: Verlag C. H. Beck, 2011, 24 Abb., 638 S., € 28,– ISBN 978-3-406-62392-9 Neuausgabe 2016: München: Buxus Edition, 2016 614 S., € 28,– (zuz. € 4,50 Versand) Bestelladresse: edition@buxus-stiftung.de Der Versand erfolgt gegen Rechnung. Der Ankläger seiner Epoche Fritz Bauer ist eine der interessantesten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Ihm ist es zu verdanken, dass die juristische Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Dritten Reichs nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Gang kam und bis zu den Epoche machenden Auschwitz-Prozessen geführt werden konnte. Es war Fritz Bauer, der Israel den entscheidenden Hinweis gab, wo sich Adolf Eichmann versteckt hielt. Fritz Bauer, 1903 in Stuttgart geboren, war ein promovierter Jurist aus „Freiheitssinn“. Aus einer jüdischen Familie stammend, trat er in den 20er Jahren der SPD bei, kam nach der „Machtergreifung“ ins KZ, konnte erst nach Dänemark, dann nach Schweden fliehen. Nach dem Krieg wirkte er zunächst als Generalstaatsanwalt in Braunschweig, dann in Hessen bis zu seinem überraschenden Tod 1968. Die Auseinandersetzung mit den Wurzeln nationalsozialistischen Handelns hielt Bauer für unumgänglich. In einem politischen Klima des Stillschweigens und Wegsehens betrieb Fritz Bauer Aufklärung, juristische Richtigstellung – etwa im Hinblick auf den deutschen Widerstand – und von Staats wegen Verfolgung der Nazi-Verbrechen. Eine längst fällige biographische Würdigung liegt nun erstmals mit diesem Buch vor. |
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Jirí Kosta, Jaroslava Milotová, Zlatica Zudová-Lešková (Hrsg.):
Tschechische und slowakische Juden im Widerstand 1938–1945 Aus dem Tschechischen von Marcela Euler Berlin: Metropol Verlag, 2008, 272 S., € 19,– ISBN 978-3-940938-15-2 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 22 Über den Widerstand der europäischen Juden gegen die NS-Diktatur sind in den letzten Jahren wichtige Beiträge erschienen. Nur ganz sporadisch ist jedoch in der deutschen Literatur das Auflehnen tschechischer und slowakischer Juden gegen ihre Unterdrücker thematisiert worden. Der Grund hierfür ist nicht zuletzt in der Tatsache zu suchen, dass das kommunistische Regime in der ehemaligen CSSR die Rolle der Juden im Widerstand gegen die Okkupanten vertuscht und damit die Forschung behindert hat. Dieses Verschweigen, das einer verdeckten antisemitischen Haltung des Regimes entsprang, äußerte sich nicht nur in den öffentlich gemachten Zahlen der Widerstandskämpfer, sondern auch in der nicht ausgewiesenen Anzahl der ermordeten Jüdinnen und Juden. Erst in der jüngsten Vergangenheit hat sich die Vermutung bestätigt, dass der jüdische Anteil am Widerstand der tschechoslowakischen Bevölkerung bemerkenswert war. Der tschechische Historiker Pavel Skorpil ist der Frage nachgegangen, wie hoch die Zahl der jüdischen Todesopfer in Böhmen und Mähren unter der NS-Herrschaft insgesamt war und wie sich die Gesamtzahl im Einzelnen zusammensetzte. Seine Bilanz lautet: Die Gesamtzahl der umgebrachten tschechischen Juden (slowakische Juden sind in den Zahlen nicht inbegriffen) zwischen 1938 bis 1945 lag bei nahezu 80.000. Die 18 Beiträge des Bandes sind in ihrer tschechischen bzw. slowakischen Originalfassung erst nach der „samtenen Revolution" von 1989 veröffentlicht worden. Sie geben einen fundierten Überblick über die Strukturen und Einzelaktivitäten des tschechischen bzw. slowakischen Widerstandes gegen das NS-Regime. Die Hälfte der Aufsätze geht auf eine internationale wissenschaftliche Tagung in Prag im Jahr 2006 zurück. Die Ergebnisse sind erst kurz vor dem Erscheinen der deutschen Ausgabe in einem tschechischen Sammelband publiziert worden. Herausgabe und Übersetzung des Bandes wurden vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefördert. |
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Barbara Thimm, Gottfried Kößler, Susanne Ulrich (Hrsg.)
Verunsichernde Orte Selbstverständnis und Weiterbildung in der Gedenkstättenpädagogik Frankfurt am Main: Brandes & Apsel Verlag, 2010, 208 S., € 19,90 ISBN 978-3-86099-630-0 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 21 Mit Beiträgen von Monique Eckmann, Christian Geißler, Uta George, Verena Haug, Wolf Kaiser, Gottfried Kößler, Imke Scheurich, Barbara Thimm, Susanne Ulrich, Helmut Wetzel, Oliver von Wrochem Der zeitliche Abstand zum Nationalsozialismus ist inzwischen so groß, dass kaum mehr ein Jugendlicher, eine Jugendliche jemanden persönlich kennenlernt, der oder die die Zeit des Nationalsozialismus erlebt hat. Und die Veränderung der europäischen Gesellschaften zu Migrationsgesellschaften hat den Blick auf die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts modifiziert. Zugleich hat sich der Stellenwert von Gedenkstätten in Deutschland und Österreich gewandelt, ein breiter gesellschaftlicher Konsens trägt sie inzwischen, auch wenn diese Errungenschaft sicher auch in Zukunft immer wieder neu eingefordert werden muss. Vielerorts werden Gedenkstätten institutionalisiert, was spezifische Auswirkungen auch auf die Arbeitsbedingungen von Mitarbeitenden hat. Wenn auch die Erwartungen an gedenkstättenpädagogische Arbeit immer von einem erzieherischen Anspruch geprägt waren, hat sich diese Entwicklung seit 1989 verstärkt, und in der Regel werden Demokratieförderung und Menschenrechtsbildung – häufig unhinterfragt – als Ziele von Gedenkstätten und ihrer pädagogischen Arbeit beschrieben. All diese Entwicklungen befördern den Eindruck, dass eine (Neu-)Verständigung über realistische Ziele und zeitgemäße Methoden überfällig ist. Diesem Prozess widmete sich das Bundesmodellprojekt »Gedenkstättenpädagogik und Gegenwartsbezug – Selbstverständigung und Konzeptentwicklung«. In einem mehrjährigen Arbeitsprozess haben Pädagog(inn)en aus zwölf KZ- und Euthanasie-Gedenkstätten sowie Jugendbildungsstätten mit gedenkstättenpädagogischem Schwerpunkt aus Deutschland, Österreich, Polen u.a. ein »Berufsbild Gedenkstättenpädagogik« entwickelt. Es steht im Mittelpunkt dieses Buches. Seine Schwerpunktsetzungen werden in theoretischen Beiträgen von Wissenschaftler(innen) und Praktiker(innen) ausgeführt. Der Praxisteil dient der Selbstreflexion. Dafür sind aus den in diesem Projekt neu für die Weiterbildung von Mitarbeiter(innen) an Gedenkstätten (und verwandten Einrichtungen) entwickelten Übungen diejenigen ausgewählt worden, die alleine oder im Team angewandt werden können. Im Zentrum stehen Fragen des eigenen Selbstverständnisses, des Umgangs mit Teilnehmenden und Gruppen sowie die Reflexion von Vermittlungsmedien. |
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Catrin Corell
Der Holocaust als Herausforderung für den Film Formen des filmischen Umgangs mit der Shoah seit 1945 Eine Wirkungstypologie Bielefeld: transcript – Verlag für Kommunikation, Kultur und soziale Praxis, 2008, ca. 550 S., kart., zahlr. Abb., ca. € 36,80 ISBN 978-3-89942-719-6 Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 20 Filme über den Holocaust führen nach wie vor zu kontroversen Diskussionen, insbesondere über die Art ihres Umgangs mit der Shoah. Abgesehen von wenigen Ausnahmen besteht die filmwissenschaftliche Literatur zum Thema Holocaust im Film jedoch aus Beiträgen zu einzelnen Filmen ohne übergreifende Fragestellung. Schwerpunkt dieser Studie ist daher eine Typologie, welche die Wirkung dieser Filme auf den Zuschauer analysiert – unter Berücksichtigung der besonderen Ästhetik und der damit einhergehenden spezifischen Wahrnehmungsangebote. Die analysierten Filme – darunter Nacht und Nebel, Schindlers Liste und Das Leben ist schön – stellen gleichzeitig einen Aufriss der filmischen Auseinandersetzung mit der Shoah seit 1945 dar. Catrin Corell (Dr. des. phil.) studierte Romanistik mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation (BWL) an der Universität Mannheim, lehrte dort romanistische Film- und Literaturwissenschaft und publizierte diverse Artikel im Bereich Film und TV. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist das europäische, insbesondere das französische Kino. Derzeit arbeitet sie in München bei der deutschen Tochter eines großen amerikanischen Film- und TV-Konzerns. |
April 2018 | ![]() ![]() |
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Letzte Änderung: 07. März 2018