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Fragen an die jüdische Geschichte Titelbild

Martin Liepach, Wolfgang Geiger

Fragen an die jüdische Geschichte

Darstellungen und didaktische Herausforderungen

Nach einer großen Resonanz der Erstauflage dieses Buches von 2014 in der Fachwelt liegt hier eine ergänzte Untersuchung zur Darstellung jüdischer Geschichte in Schulbüchern und eine erweiterte Analyse inhaltlicher und didaktischer Probleme vor. Erweitert wurde das Spektrum der Lehrwerke um Ausgaben seit 2016. Hat sich in der Darstellung des Judentums und der jüdischen Geschichte etwas verändert? Was ist gleichgeblieben? Wird die jüdische Geschichte weiterhin vorwiegend als Verfolgungsgeschichte mit dem Holocaust im Fokus erzählt? Welche Perspektiven im christlich-jüdischen Verhältnis werden durch die Geschichte hindurch eingenommen? Inwiefern werden Stereotypen in Verbindung mit falschen Informationen dekonstruiert oder werden sie, wenn auch unbewusst, weiterhin reproduziert? Erscheinen Juden nicht nur als Objekte und Opfer von Geschichte, sondern auch als Träger einer eigenen Kultur und Mitgestalter der Moderne? Aus der Untersuchung der Lehrwerke im ersten Teil des Buches ergeben sich didaktische Herausforderungen, die im zweiten Teil einer systematischen Analyse mit Konsequenzen für den Unterricht unterworfen werden.
Die Publikation ist Ergebnis des fortlaufenden Forschungsprojekts »Die Darstellung des Holocaust in aktuellen Schulgeschichtsbüchern«

Aus dem Inhalt:
Qualitative Befunde
  1. Antike
  2. Mittelalter
  3. (Frühe) Neuzeit
  4. Kaiserreich
  5. Weimarer Republik
  6. Nationalsozialismus
  7. Nach 1945
Qualitative Befunde 2014–2023
  1. Mittelalter
  2. Frühe Neuzeit bis zur Emanzipation im 19. Jahrhundert
  3. Kaiserreich
  4. Weimarer Republik
  5. Nationalsozialismus
Didaktische Herausforderungen
  1. Didaktische Grundsätze
  2. Wie erzählt man deutsch-jüdische Geschichte? Zur Frage der Begrifflichkeit
  3. Das Sündenbock-Theorem
  4. Das Sozialneid-Theorem
  5. Texte und Kontexte, Empathie und Hermeneutik
  6. Ikonographie –Wenn Bilder täuschen
  7. Die Fallstricke der Chrono-Logik
Verlagstext zur 1. Auflage

(2014, 192 S., € 19,80, ISBN: 978-3-7344-0020-9)
Jüdische Geschichte wird im Geschichtsunterricht vorrangig in Verbindung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust vermittelt. Die Materialien in den gegenwärtig verwendeten Schulbüchern werfen dazu zahlreiche Fragen auf. Aber nicht nur für diese Epoche gibt es Fragen an die jüdische Geschichte: Wie werden Antisemitismus und Verfolgungsgeschichte im Vergleich zur allgemeinen jüdischen Geschichte thematisiert und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Erscheinen Juden nur als Objekte und Opfer von Geschichte oder werden sie auch als Träger einer eigenen Kultur und Mitgestalter der Moderne vorgestellt? Erfolgt die Thematisierung auf der Grundlage einer Wissenschaftsorientierung, um gegen stereotype Bilder anzugehen, oder werden diese unkritisch zitiert und damit reaktiviert? Dies sind nur einige der Fragen, die in einem umfangreichen Forschungsprojekt untersucht wurden, das vom Pädagogischen Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt in Kooperation mit dem Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung seit 2009 durchgeführt wurde.
Schulbücher gelten trotz aller Modernisierungen im Medienbereich als das »Leitmedium« für den Geschichtsunterricht. Dementsprechend bedeutsam und prägend sind die Inhalte der Schulgeschichtsbücher und die damit transportierten Geschichts-bilder. Schulbücher sind Ausdruck gegen-wärtiger Geschichtskultur, da sie einen Spie-gel für gesellschaftlich relevant erachtetes Wissen darstellen.
Untersucht wurden 71 Schulbücher der jüngsten Generation für die Sekundarstufe I, die im Zeitraum von 2004 bis 2012 erschienen sind. Das Sample beinhaltet Bücher für Gymnasien sowie Haupt- und Realschulen im gleichen Maße. Bei der Auswahl wurden die Kriterien der Repräsentativität beachtet. Alle relevanten Schulbuchverlage wurden in die Untersuchung einbezogen. Ebenso wurde auf die Größe der Bundesländer geachtet. Die Studie ist die erste umfassende Analyse seit der Untersuchung von Wolfgang Marienfeld aus dem Jahr 2000.
Die Ergebnisse liegen nun in einem Buch vor, das die qualitativen Ergebnisse bündelt und in inhaltlich systematischer Form die Stärken und Schwächen bisheriger Behandlung jüdischer Geschichte in den Schulbüchern beschreibt. Auf der Grundlage einer umfangreichen und repräsentativen Schulbuchuntersuchung bietet es einen Gang durch die Epochen jüdischer Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart und enthält zahlreiche Hinweise auf didaktische Fallstricke und Herausforderungen.

Dr. Martin Liepach

arbeitet im Bereich Vermittlung und Transfer am Fritz Bauer Institut. Er ist Oberstudienrat und Lehrbeauftragter an der Goethe Universität Frankfurt, Mitglied der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission und Mitautor der 2015 veröffentlichten Deutsch-israelischen Schulbuchempfehlungen.

Dr. Wolfgang Geiger

war bis zu seiner Pensionierung im August 2023 Oberstudienrat in Hessen und ist seit 2003 im Arbeitskreis Deutsch-jüdische Geschichte des Verbandes der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands (VGD) aktiv. Seit 2016 ist er auch Vorsitzender des hessischen Landesverbandes des VGD.

Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts, Band 33
Frankfurt am Main: Wochenschau-Verlag, 2024
2. aktualisierte und erweiterte Auflage, 256 Seiten
ISBN: 978-3-7344-1631-6
Preis: 24.9 Euro