Das Fritz Bauer Institut trauert um Siegmund Freund sel. A., der gestern im Alter von 102 Jahren in Frankfurt am Main gestorben ist.
Siegmund Freund war langjähriges Mitglied im Rat der Überlebenden des Holocaust am Fritz Bauer Institut und hat die Arbeit und zahlreiche Projekte des Instituts seit dessen Gründung im Jahr 1995 begleitet. Er hat sich nachdrücklich für das Zustandekommen des Wollheim-Memorials auf dem Campus Westend der Goethe-Universität engagiert, hat die Initiative zur Umbenennung des Grüneburgplatzes in Norbert-Wollheim-Platz unterstützt und sich maßgeblich beteiligt am Zustandekommen des Besuchsprogramms von ehemaligen Zwangsarbeitern der IG Farben und ihren Angehörigen in Frankfurt am Main in den Jahren 1998, 2004 und 2008. Bis in sein hohes Alter setzte sich Freund für das Gedenken an die Ermordeten sowie die Würdigung und Entschädigung der noch lebenden Holocaust-Opfer ein. Für sein langjähriges soziales Engagement und seine Erinnerungsarbeit als Zeitzeuge, vor allem mit Jugendlichen, wurde Siegmund Freund 2017 mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fritz Bauer Instituts sind traurig. Sie werden Siegmund Freund in ehrender Erinnerung behalten.
Siegmund Freund
wurde am 29. Juni 1920 in Remscheid geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte. 1939 wurde er von der Polizei verhaftet und zunächst in das Konzentrationslager Sachsenhausen, 1940 dann nach Auschwitz deportiert. Im dort vom Chemiekonzern IG Farben betriebenen Lager Buna-Monowitz musste er Zwangsarbeit leisten. Nach jahrelanger Gefangenschaft und zwei Todesmärschen wurde Freund Anfang Mai 1945 durch die Alliierten befreit. Seine Eltern wurden in nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte Freund in die USA aus. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1961 setzte er sich engagiert für die Entschädigung der Zwangsarbeiter der IG Farben ein, deren Konzernzentrale, das IG Farben-Haus auf dem heutigen Campus Westend der Goethe-Universität, seit 2001 Sitz des Fritz Bauer Instituts ist.
Die Beisetzung von Siegmund Freund findet statt am Dienstag, 30. August 2022, 13:00 Uhr auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in der Eckenheimer Landstraße 238 in Frankfurt am Main.