Die Schuldsprüche in den jüngsten Prozessen gegen Personal aus Konzentrationslagern sind möglich, weil sich mit dem Verfahren gegen den ehemaligen Wachmann im Vernichtungslager Sobibór, John Demjanjuk, 2011 eine Rechtsauffassung durchgesetzt hat, die bereits Mitte der 1960er Jahre von Fritz Bauer mit Blick auf die Taten in Auschwitz vertreten worden war. Mit ihr wird das systematische Morden des Holocaust als das komplexe Massenverbrechen verstanden, das es war. Der Film geht der Frage nach, warum mehr als siebzig Jahre nach den Taten und über fünfzig Jahre nach Bauer ein Umdenken in der Justiz erfolgte. In der Diskussion sollen die im Film genannten Erklärungsversuche kritisch beleuchtet werden.
Der Dokumentarfilm FRITZ BAUERS ERBE zeigt anhand der jüngsten NS-Prozesse zum »KZ Stutthof« in Münster (2018/2019) und Hamburg (2020), wie sich Fritz Bauers Ansatz als neues Prinzip der Rechtsauffassung in Deutschland etablieren konnte. Mit bewegenden und aufrüttelnden Zeitzeugenberichten von Überlebenden, die in den Prozessen als Nebenklägerinnen auftreten, entfaltet der Film nicht nur eine faszinierende Geschichte darüber, wie die Gerechtigkeit ihren Weg in die deutschen Gerichte fand, sondern veranschaulicht auch die wegbereitende Bedeutung der heutigen Urteile als Mahnung für die Zukunft.
Kirsten Goetze
war von 2007 bis 2011 als Richterin an die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Ludwigsburg abgeordnet.
Werner Renz
war bis 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut.
FRITZ BAUERS ERBE – GERECHTIGKEIT VERJÄHRT NICHT
Deutschland 2022, 98 Min., FSK: ab 12
Buch, Regie und Produktion: Isabel Gathof, Sabine Lamby, Cornelia Partmann
Co-Regie: Jens Schanze, Kamera: Nic Mussell, Originalton: Tobias Schinko, Schnitt: Martin Hoffmann, Musik: Matthias Johannes Vogt, Grafisches Konzept: Marco Sönke, Produktion: Naked Eye Filmproduktion, FeinshmekerFilm, Verleih: Realfictionfilme, Gefördert durch: HessenFilm und Medien
Verleihwebsite | Filmtrailer
Pressestimmen:
»FRITZ BAUERS ERBE gelingt es, nicht nur diese juristischen Sachverhalte für Laien fassbar in einen dokumentarischen Thriller zu kleiden, er lässt auch, durchaus berührend, die Opfer des NS-Unrechts zu Wort kommen. Wir sind gar nicht so sehr auf ein Urteil aus, sagt einmal eine Überlebende, wir wollen, dass die Menschen wahrnehmen, was uns angetan wurde. Und auch dazu trägt dieser Film bei.« (epd-Film)
»Die Begleitung einer der letzten NS-Prozesse in Deutschland – eine hochspannende Dokumentation, die richtige und wichtige Fragen stellt« Prädikat: besonders wertvoll (Deutsche Film- und Medienbewertung – FBW)
Eine Veranstaltung des Fritz Bauer Instituts in Kooperation mit Pupille e.V. – Kino in der Uni
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