Das Forschungsprojekt nimmt die Unternehmens- und Familiengeschichte des Hauses Burda in drei politischen Systemen (Weimarer Republik, Drittes Reich, Bundesrepublik Deutschland) als Teil und im Kontext einer übergreifenden Medien-, Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte in den Blick. Die 1908 im badischen Offenburg gegründete Druckerei wuchs rasch zu einem bedeutenden, durch medientechnische Innovationen getriebenen Druck- und Verlagshaus heran. So war ein erster unternehmerischer Erfolg von Franz Burda (1903–1986) mit der Herausgabe einer Programmzeitschrift (Sürag) für das ab der zweiten Hälfte der 1920er Jahre sich verbreitende neue Medium Radio verbunden. Mit der im »Dritten Reich« forcierten Verbreitung des gleichgeschalteten Rundfunks wuchsen Bedeutung und Auflagenzahl des Heftes. Nun erweiterte Burda seine Druckerei um eine hochmoderne Tiefdruckanlage. Mit der Übernahme des damals modernsten und größten deutschen Druckereiunternehmens Gebrüder Bauer in Mannheim, dessen jüdischer Besitzer zum Verkauf gezwungen wurde, beteiligte sich das Unternehmen an der nationalsozialistischen Politik der »Arisierung«. Im Krieg kam ein branchenspezifisches Engagement in der Kriegsproduktion hinzu. Der im Anschluss an eine rasche Entnazifizierung und durch geschicktes Arrangement mit der französischen Besatzungsmacht ermöglichte Einstieg ins Illustriertengeschäft begründete dann den Nachkriegserfolg des Familienunternehmens, das Aenne Burda 1950 um eine Modezeitschrift und zwei Jahre später um den Versand von Schnittmustern erweiterte und das seit den 1990er Jahren als Hubert Burda Media Holding KG firmiert.
Das Forschungsprojekt wird von einer Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission geleitet, der Prof. Dr. Norbert Frei (Jena), PD Dr. Tim Schanetzky (Essen) und Prof. Dr. Sybille Steinbacher (Frankfurt am Main) angehören. Am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen ist ein weiterer Teil des Vorhabens angesiedelt.