Durchbruch, Umsetzung und Wahrnehmung nationalsozialistischer Politik in Frankfurt am Main zwischen 1933 und 1945
Über Frankfurt am Main liegt bislang keine neuere Darstellung seiner Geschichte zwischen 1933 und 1945 vor. Hier setzt dieser Band an, der zum einen die Durchsetzung der NS-Herrschaft auf verschiedenen Feldern der kommunalen Politik und Verwaltung sowie den Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft untersucht. Dabei werden ebenso die Stadtplanung, kulturelle Entwicklungen und die nationalsozialistische Imagepolitik in den Blick genommen. Zum anderen wird die Dynamisierung der Gewalt gegen diejenigen Gruppen nachgezeichnet, die seit 1933 als »Gemeinschaftsfremde« unterdrückt und bekämpft worden waren. Auch in Frankfurt richtete sich die rassistisch motivierte Ausgrenzung und Verfolgung zuvorderst gegen Jüdinnen und Juden; die Angehörigen der großen jüdischen Gemeinde wurden im Holocaust fast vollständig Opfer der NS-Massenmorde. Ein ähnliches Schicksal erfuhren Sinti und Roma, Homosexuelle und andere Gruppen, die oft nur eine Existenz am Rande der Gesellschaft fristen konnten. Wie lange die Propaganda des NS-Regimes verfing, zeigt sich an der unverbrüchlichen Treue breiter Bevölkerungskreise noch dann, als große Teile Frankfurts im Bombenkrieg in Schutt und Asche aufgingen.
Inhalt
Vorwort
› Christoph Cornelißen, Sybille Steinbacher: Frankfurt am Main und der Nationalsozialismus. Eine Einführung
Herrschaft und Repression
› Bettina Tüffers: Die Frankfurter NSDAP vor dem Krieg. Von der extremistischen Splittergruppe zur Stadtregierung
› Tobias Freimüller: »Gemeinschaftsfremd«. Sozialhygiene, Rassismus und Verfolgung
› Heike Drummer: »Stadt ohne Juden«. Shoah und Verleugnung der Geschichte
› Markus Roth: Widerstand. Aktivitäten einer Minderheit
Wirtschaft und Gesellschaft
› Ralf Banken: Aufrüstung, »Arisierung« und Zerstörung. Die städtische Wirtschaft
› Nicole Kramer: Fürsorgerische Ordnung. Soziale Ungleichheit und kommunale Wohlfahrtspolitik
› Michael Fleiter: Die Stadt im Bombenkrieg. Reaktionen von NS-Regime und »Volksgemeinschaft«
Kultur und Gedächtnis
› Fabian Link: Im Einsatz für die Weltanschauung. Kultur, Bildung und Wissenschaft
› C. Julius Reinsberg: Das Ende der Moderne? Städtebau, Architektur und urbane Identität im nationalsozialistischen Frankfurt
› Christoph Cornelißen: »Eine Stadt auf der Suche nach Erinnerung«. Zur Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit seit 1945
Prof. Dr. Christoph Cornelißen,
Professor für Neueste Geschichte, Historisches Seminar der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Veröffentlichungen u. a.: Writing the Great War, (Mithrsg., 2021), Europa im 20. Jahrhundert (2020, engl. Übersetzung 2024), Weimar und die Welt, (Mithrsg., 2020).
Prof. Dr. Sybille Steinbacher,
Direktorin des Fritz Bauer Instituts und Professorin für Geschichte und Wirkung des Holocaust am Historischen Seminar der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Veröffentlichungen u. a.: Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust (2022, mit Saul Friedländer, Norbert Frei und Dan Diner), Wie der Sex nach Deutschland kam. Der Kampf um Sittlichkeit und Anstand in der frühen Bundesrepublik (2011); Auschwitz. Geschichte und Nachgeschichte (2004); »Musterstadt« Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien (2000).
Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Band 10,
hrsg. von Sybille Steinbacher im Auftrag des Fritz Bauer Instituts
zugleich: Frankfurter Historische Kommission XXVII, Geschichte der Stadt Frankfurt, Band 5,
hrsg. im Auftrag der Frankfurter Historischen Kommission
Göttingen: Wallstein Verlag, 2024, 500 S., 55 z.T. farb. Abb.,
Hardcover gebunden, mit Schutzumschlag, € 38,–
EAN 9783835355873
Nur für Mitglieder des Förderverein Fritz Bauer Institut e.V.
Vereinsmitglieder können die im Wallstein Verlag erschienenen Publikation des Fritz Bauer Instituts zum reduzierten Mitgliederpreis (30% Rabatt) zzgl. Versandkosten beim Institut bestellen.